In 50 Minuten von Prag nach Dresden: Bahnstreckenneubau mit Hilfe der EU

Foto: Hullbr3ach, CC BY-SA 2.5

Hochgeschwindigkeitszüge fahren bisher an Tschechien vorbei. Doch die erste entsprechende Strecke wird bereits geplant: Es ist die Verbindung zwischen Prag und Dresden, sie müsste aber zu großen Teilen neu gebaut werden. Vergangene Woche haben Tschechien, Sachsen und die EU im nordböhmischen Ústí nad Labem / Aussig einen Vertrag zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit unterzeichnet.

Dresden Hauptbahnhof  (Foto: Hullbr3ach,  CC BY-SA 2.5)
Wer in Prag in den Zug steigt, braucht bisher weit über zwei Stunden bis Dresden. Der geplante Streckenneubau würde die Fahrt enorm verkürzen. Tomáš Neřold ist Sprecher des tschechischen Verkehrsministeriums:

„Die Verbindung wäre sehr viel schneller, und zwar soll die Fahrt nur noch 50 Minuten dauern. Das entspricht der Zeit, die man heute aus Prag in die nächste größere Stadt braucht.“

Bisher ist das Elbtal ein Nadelöhr. Dabei gehört die Strecke zu einem der neun wichtigsten Verkehrskorridore in Europa, und zwar dem von Hamburg nach Athen. Deswegen setzt sich die Europäische Union nun stark ein für den Streckenneubau durch das Böhmische Mittelgebirge und das Erzgebirge. Mathieu Grosch ist Koordinator der EU für den Verkehrskorridor Orient-Östliches Mittelmeer. Er hält die Hochgeschwindigkeitsstrecke Prag-Dresden für sehr realistisch.

Neubaustrecke Heidenau–Chabařovice  (Quelle: ES64U4,  CC BY-SA 2.0)
„Denn wir sind hier bei einer Kapazität von 90 Prozent sowohl bei der Bahn als auch auf der Straße. Und die erwartete Steigerungsrate liegt bei 30 Prozent. Es geht also bei dem Projekt auch darum, einfach Arbeitsplätze in der Region zu sichern.“

Deswegen könnte die Europäische Union kräftig mitfinanzieren. Die Kosten lassen sich bisher aber nur schätzen. Billig wird es auf jeden Fall nicht. Denn es müssen mehrere Tunnels gebaut werden, der längste würde mit 25 Kilometern durch das Erzgebirge führen. Wie deutsche Medien berichteten, könnten die Kosten daher bei sieben Milliarden Euro liegen.

Auf deutscher Seite ist an den Planungen nicht nur Sachsen beteiligt, sondern auch der Bund. Der sächsische Verkehrsminister Martin Dulig äußerte sich dazu bei der Pressekonferenz in Ústí:

„Wir haben die Aufnahme in den sogenannten Bundesverkehrswegeplan zwar bekommen, aber wir brauchen Planungssicherheit. Unsere Aufgabe gegenüber dem Bundesverkehrsministerium ist nun, für diese Sicherheit zu sorgen, damit wir tatsächlich dann in die Planungen einsteigen können. Und ich gehöre zur jungen Generation, ich bin mir sicher, ich werde auf dieser neuen Strecke fahren.“

Martin Dulig  (links) und Dan Ťok  (rechts). Foto: Archiv des tschechischen Verkehrsministeriums
Die erste Fahrt soll nach den bisherigen Planungen erst 2036 erfolgen. Auf tschechischer Seite jedoch drückt die Politik aufs Tempo.

„Das dauert zu lang. Ich habe mich bei der Präsentation noch einmal vergewissert, dass der Planungsprozess in Deutschland um ein oder zwei Schritte kürzer ist als bei uns. Es geht darum, dass die Strecke dort als Bau im öffentlichen Interesse gelten soll. Wir müssen alles daran setzen, dass das bei uns genauso ist“, Verkehrsminister Dan Ťok.

Damit spielt der Minister auf die Autobahn D8 an, die von Prag an die Grenze zu Sachsen führt. Nach vielen Streitigkeiten um die Streckenführung ist sie auch nach 30 Jahren noch nicht durchgehend befahrbar. Dan Ťok jedenfalls hat für die Bahnverbindung das Jahr 2030 im Blick.