"Huldigung für Vaclav Havel" fand im Nationaltheater statt

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Schauspieler, Pop-Sänger, aber auch namhafte Politiker - die letztgenannten jedoch nur in Form von aufgezeichneten Filmaufnahmen - verabschiedeten sich während eines Gala-Abends im Prager Nationaltheater von Präsident Vaclav Havel, dessen Amtszeit am kommenden Sonntag abläuft. Die Benefizveranstaltung mit dem Titel "Huldigung für Vaclav Havel" wurde von Präsidentengattin Dagmar Havlova initiiert. Mehr dazu von Martina Schneibergova.

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Die dreistündige Show, die sich im ausverkauften Nationaltheater abspielte, haben einige Hundert Menschen auch in einer Direktübertragung auf einer großen Leinwand draußen neben dem Theater verfolgt. Der katholische Priester Tomas Halik erinnerte in seiner Ansprache an die unglaubliche Popularität des tschechischen Staatspräsidenten in der Welt:

"Überall hörte ich wie Ihr Name mit großer Hochachtung ausgesprochen wurde - nicht nur an Universitäten, sondern auch von Menschen, die kaum wussten, wo unser Land liegt - von einem chinesischen Polarforscher in der Antarktis, von einem buddhistischen Mönch in Japan, einem Kellner in Australien oder einem Zöllner in Nepal."

Es zeigte sich, dass sich Vaclav Havel insbesondere unter den Theaterleuten großer Sympathien erfreut. An die Zeit, als er als Kulissenschieber im Theater arbeitete, erinnerte sich die Schauspielerin Jaroslava Adamova.

Tief beeindruckt war der Präsident höchstwahrscheinlich durch den Auftritt des Rockmusikers Ivan Kral, der ein berühmtes Lied von Mejla Hlavsa, dem verstorbenen Mitglied der legendären tschechischen Underground-Band Plastic People of the Universe spielte. Die Verfolgung dieser Musiker durch das kommunsitische Regime war einer der Beweggründe für die Entstehung der Charta 77. Nach der Unterzeichnung der Charta wurde Havel zum gefundenen Fressen für die kommunistische Presse. Einen für die damalige Zeit typischen Artikel des kommunistischen Tageblatts "Rude pravo" las Schauspieler Tomas Töpfer auf der Bühne vor:

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"Rude pravo, 12. Januar 1977. In einer Zeit, in der unser Volk unter der Führung der Partei mit großer Verantwortung und Aufopferungskraft mit seiner Alltagsarbeit die Beschlüsse des 15. Parteitags erfüllt, schmieden ein paar beleidigte, eitle selbsternannte gewissenlose Versager Pläne, die kein anderes Ziel haben, als eine neue Konterrevolution vorzubereiten. Es geht im politischen Sinne um ein buntes Allerlei von menschlichen und politischen Versagern, zu denen auch der verbissene Antisozialist Vaclav Havel gehört, der in einer steinreichen Millionärfamilie aufwuchs."

In der Zeit, als das "Rude pravo" derartige Artikel veröffentlichte, haben zahlreiche tschechische Künstler die sogenannte "Anticharta" unterzeichnet. An der Show im Nationaltheater nahmen viele tschechische Pop-Stars teil, darunter z. B. auch Karel Gott. Wegen Künstlern, die das totalitäre Regime unterstützten, lehnten es die Liedermacher Jaroslav Hutka und Vlastimil Tresnak ab, an dem Gala-Abend für Havel teilzunehmen. Hutka erklärte im Gespräch für den Radiosender BBC u.a.:

"Es werden Menschen für ihn singen, die während des vergangenen Regimes am populärsten waren und die das Regime mit ihrem optimistischen Kitsch legalisierten."

Präsident Havel sagte, er halte den Gala-Abend für keinerlei Verabschiedung:

"Sehr geehrte Freunde, ich hoffe, Sie haben bemerkt, dass dies in Wirklichkeit keine Verabschiedung war, ich kehre in die Welt zurück, aus der ich hervorging und als deren Botschafter in einer anderen Welt ich mich fühlte."