Hochwasser in Tschechien ebbt ab - Schäden werden geringer als 2002 sein

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In Tschechien sind bis einschließlich Mittwochmittag die Pegelstände aller Hochwasser führenden Flüsse zurückgegangen. Selbst die für Mittwoch und Donnerstag erwarteten Niederschläge, sollten diesen Trend nicht wesentlich beeinflussen, meinten die Experten. Deshalb geht man nun allerorten, wo sich die Wassermassen breit gemacht haben, an die Auflistung und Beseitigung der Schäden heran. Lothar Martin gibt Ihnen dazu einen Überblick.

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Im Jahr 1997, als das Hochwasser vor allem den mährischen Teil der Tschechischen Republik heimsuchte, wurden die Gesamtschäden mit 63 Milliarden Kronen (heute ca. 2,2 Milliarden Euro) beziffert. Im Jahr 2002, bei der großen Jahrhundertflut, wurden 73 Milliarden Kronen (knapp 2,6 Milliarden Euro) aufgelistet. Zum Glück wird man diese Schadenshöhe beim aktuellen Hochwasser mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erreichen, auch wenn man weiterhin damit rechnen muss, dass regional bezogen einige Wasserläufe nochmals ansteigen können. Zum Beispiel in den höheren Lagen Mährens, wo die Gebirgsbäche die großen Schneemassen dieses Winter nach wie vor als Schmelzwasser abführen müssen. Dennoch geht auch Premier Jiri Paroubek davon aus, dass die Gesamtschäden diesmal nur in einem einstelligen bzw. unteren zweistelligen Milliardenbereich liegen werden. Daher hat seine Regierung zum Beispiel angekündigt, dass sie den Wiederaufbau zerstörter Gemeinden mit zwei Milliarden Kronen (ca. 70 Millionen Euro) unterstützen will. Das Geld soll aus den Dividenden des halbstaatlichen Energieriesen CEZ kommen. Man habe dagegen auch gar nichts einzuwenden, da man sich innerhalb der Gesellschaft derzeit ohnehin mit einer Erhöhung der Dividenden befasse, sagte CEZ-Sprecherin Eva Novakova:

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"CEZ hat in den zurückliegenden Monaten mehrfach deklariert, dass die gegenwärtige Dividenden-Politik einer Neubewertung bedarf, damit diese auch die ökonomischen Ergebnisse der Gesellschaft besser widerspiegelt. Die Dividenden-Politik bei CEZ wurde nämlich bislang weit konservativer geführt als bei anderen Energiegesellschaften."

Als weitere Quelle zur Finanzierung der Hochwasserschäden hat die Regierung zudem die staatliche Gesellschaft Osinek im Auge. Auch von ihr soll dem Paroubek-Kabinett zufolge zumindest ein siebenstelliger Betrag in Form von Dividenden fließen. Den Betrag von mehr als einer Million Kronen hatte bis Dienstag bereits die Hilfsorganisation "Clovek v tisni" (Mensch in Not) gesammelt. Dies war möglich durch die erneut erfolgreich durchgeführte SMS-Spendenaktion. Das Geld soll für den Kauf von Heißluftgebläsen oder für die Rekonstruktion zerstörter Gebäude verwendet werden, sagte der Chefkoordinator der Hilfsaktion, Tomas Vyhnalek.

Ob in Usti nad Labem / Aussig an der Elbe, in Südböhmen oder an den Hochwasser geschädigten Orten entlang der March und Thaya in Mähren - überall werden die Schäden niedriger ausfallen als bei der Flut vor vier Jahren. Aber in jedem dieser Orte ist die Verärgerung groß, wieder betroffen zu sein und persönliche Habe abschreiben zu müssen. Deshalb ist all die finanzielle Hilfe stets ein psychologisch wichtiger Impuls für den auf die Zerstörungen folgenden Neubeginn.