Historienspiel zur böhmischen Geschichte: Kaiserhochzeit 1310 in Speyer und Zeiskam

Johann von Luxemburg

Anfang des 14. Jahrhunderts geht in Böhmen die Dynastie der Přemysliden zu Ende. Als am 1. September 1310 Eliška Přemyslovna (Elisabeth von Böhmen) und Johann von Luxemburg heiraten, ist für die Luxemburger der Weg frei auf den böhmischen Thron. In Speyer, wo Eliška und Johann vermählt wurden, und im nahen Zeiskam, wo sie sich erstmals trafen, wird an diesem Wochenende bei einer großen Feier an die Hochzeit erinnert. Die Veranstaltung gehört zum Programm des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Initiator ist der Hobbyforscher Klaus Sütterlin aus Zeiskam - mit ihm nun folgendes Interview.

Herr Sütterlin, die Hochzeit von Johann von Luxemburg vor 700 Jahren mit der letzten Angehörigen des Přemyslidengeschlechts, Elisabeth, markiert einen Wendepunkt. Können Sie die Bedeutung dieser Hochzeit für die Geschichte Böhmens kurz erläutern?

„Die so genannte Kaiserhochzeit im Jahr 1310 von Jan und Eliška, wie das ja auf Tschechisch heißt, war ein epochemachendes Ereignis. Aus dieser Ehe sind drei Kaiser hervorgegangen, nämlich Karl IV., der ganz große Kaiser, der Prag mehr oder weniger zur Hauptstadt des Deutschen Reiches gemacht hat, der die erste deutsche Universität gegründet hat und die Goldene Bulle herausgab – also ein Glücksgriff. Und dann kamen noch die Söhne Wenzel und Sigismund. Danach sind alle böhmischen Könige eigentlich auch auf diese Verbindung zurückzuführen. Das heißt, die Hochzeit von Jan und Eliška war wirklich ein ganz wichtiges Ereignis. Zum ersten Mal gesehen haben sich die beiden hier bei uns, wo ich wohne. Das ist kleines Dorf namens Zeiskam, etwa 18 Kilometer von Speyer entfernt. Dort gab es eine Johanniter-Komturei, die hatte der Kaiser Barbarossa dem Johanniter-Orden geschenkt.“

Johann von Luxemburg
Die Hochzeit selbst fand 1310 in Speyer statt. Sie wollen das Ereignis an diesem Wochenende nachstellen. Wie sind Sie denn auf diese Idee gekommen?

„Meine Frau und ich haben die ganzen Itinerare des Johann nachvollzogen - der war ja kreuz und quer in Europa unterwegs, sein Thron war der Sattel. Wir sind überall hingereist, Auto, Flugzeug, wir sind auch geritten. Daraus ist ein Buch entstanden, das heißt ´König Johann, Ritter auf dem Schauplatz Europa´. Es ist ein Roman, ein autobiographischer Roman, denn Johann berichtet über sein Leben und ist aber bereits in der Kenntnis des heutigen Wissenstandes der historischen Forschung. Und aus einer Passage daraus habe ich ein Festspiel gemacht. Dieses Festspiel ist die Basis für das, was jetzt am Wochenende in Zeiskam und am Sonntag in Speyer passiert.“

Elisabeth von Böhmen
Was wird dort denn passieren, welche Höhepunkte erwartet die Teilnehmer, und kann einfach jeder dorthin kommen?

„Es kann natürlich jeder hier hinkommen. Allein 22 Schauspieler treten auf. Wir haben einen Riesenumzug in Speyer mit über 350 Teilnehmern und im Dom eine große Messe. Dies ist die erste mehrstimmige Messe der Musikgeschichte, und das hat wieder mit unserem Johann zu tun: Der Komponist der Messe, Guillaume de Marchaud, war der Staatssekretär von König Johann, ein großer Minnesänger und Dichter. Und in Zeiskam wird findet der Einzug der Prinzessin Elisabeth statt. Der Kaiser sitzt auf seinem Thron und erwartet seine angehende Schwiegertochter. Der Höhepunkt ist dann ein Minnesängerwettstreit der sieben besten europäischen Minnesänger. Der offizielle Minnesängerwettstreit Deutschlands, der findet hier bei uns statt. Also eine kulturell ganz hoch stehende Veranstaltung.“

Autor: Till Janzer
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