Hinter Bildern verbergen sich Geschichten

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Alfons Mucha verbinden wir vor allem mit Bildern von sparsam bekleideten Frauen mit Blüten im Hintergrund. In der Galerie "Haus zum Goldenen Ring" in der Prager Altstadt wurde diese Woche eine Ausstellung eröffnet, die andere Aspekte des Werkes von Mucha zeigt. Bara Prochazkova hat die Ausstellung gesehen.

Die Reihe von 56 Zeichnungen von Alfons Mucha, die Mitte der 20er Jahre entstanden sind, können Kunstliebhaber zum ersten Mal sehen. Denn bis heute wurden die Schätze in den Sammlungen der Galerie der Hauptstadt Prag versteckt. Hinter diesen Bildern, die Geschichten aus der slawischen Geschichte darstellen, versteckt sich jedoch noch mehr. Alfons Mucha hat über ein Jahr lang daran gearbeitet, ein Vorbild für ein Nachtspiel auf der Moldau zu schaffen, das am 3. Juli 1926 anlässlich des achten Sokolkongresses aufgeführt wurde. Das Spektakel namens "Das slawische Brudervolk" bestand aus 41 Schiffen. Auf diesen Schiffen haben rund 2000 Teilnehmer nach Muchas Zeichnungen Schritt für Schritt insgesamt fünf allegorische Bilder von der slawischen Vorzeit bis zum friedlichen slawischen Zusammenleben vorgeführt. Leider endete die große Veranstaltung an der Moldau anders las geplant, beschreibt die Autorin der Mucha-Ausstellung, Lenka Bydzovska:

"Der Grundgedanke war, dass dieses Spiel während des Sokolkongresses jeden Abend wiederholt wird und dann zu einer Tradition auch für die kommenden Jahre wird. Leider wurde das Vorhaben der Autoren im Wesentlichen vom schlechten Wetter beeinflusst. Es kam ein Sturm und das Wasser in der Moldau stieg an. Das Spiel konnte nur unter Einsatz aller Kräfte beendet werden. Die Polizei hat dann aus Sicherheitsgründen weitere Wiederholungen verboten. Deshalb finden wir auch nicht viele schriftliche Erinnerungen an die Veranstaltung, weil die Autoren vermutlich eher versucht haben, das Fiasko zu vergessen. Nichtsdestotrotz sind uns die Zeichnungen erhalten geblieben, die an die Atmosphäre und das Spiel erinnern."

Zur Ausstellung wurde auch ein Buch herausgegeben, sagt Bydzovska weiter:

"Das Buch beinhaltet die Reproduktion aller 56 Zeichnungen aus der Serie. Alle haben wir auch in den Sammlungen der Galerie der Hauptstadt Prag. Die meisten als Faksimile. Außerdem finden wir dort viel Dokumentationsmaterial sowie ein Libretto des Spiels. Beigefügt ist auch unsere Studie dazu, wie das Spiel entstanden ist und welchen Zusammenhang es mit Muchas Werk ´Die slawische Epopöe´ hat."