Handbuch der Kunstgeschichte in Ostmitteleuropa

Foto: Martina Schneibergová

Es ist einzigartiges Editionsprojekt, das vom Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur Osteuropas in Leipzig ins Leben gerufen wurde. In neun Bildbänden wird das gemeinsame Kulturerbe der Völker der Region vom Baltikum bis zur Adria vorgestellt. Der erste Band der Reihe wurde am Montag im Prager Goethe-Institut präsentiert. Der Kunsthistoriker Wilfried Franzen betreut die Buchreihe. Im Folgenden ein Gespräch mit ihm.

Foto: Deutscher Kunstverlag
Herr Franzen, es ist ein großes Unterfangen, eine neunbändige Reise herauszugeben. Was war der Beweggrund? Gibt es kein derartiges Werk?

„Bisher noch nicht. Es gibt natürlich einige Bildbände, die für die einzelnen Länder herausgegeben worden sind. Auch existiert eine Kunstgeschichte für Polen oder für Ungarn, aber keine Gesamtdarstellung. Dabei ist es sinnvoll, eine länderübergreifende Kunstgeschichte zu schreiben. Ein Beweggrund waren die Forschungen in unserem Hause, bei denen wir bemerkt haben, dass viele Defizite in den einzelnen Ländern herrschen.“

Wie lässt sich Ihrer Meinung nach Ostmitteleuropa eingrenzen?

„Grenzen gibt es in dem Sinne nicht. Es ist ein sich ständig wandelnder Raum, je nachdem die geschichtlichen Verhältnisse aussehen. Wir haben grob definiert, dass die Kernregionen Böhmen, Polen, Litauen und Ungarn sind. Aber es geht nach Westen nach Deutschland oder Österreich hinein, bis nach Rumänien geht es auch noch nach Kroatien. Je nach Band wird diese Region unterschiedlich aussehen.“

Wie viele Leute und Institutionen arbeiten an dem Projekt?

Wilfried Franzen  (Foto: Martina Schneibergová)
„Die Anzahl der Mitarbeiter variiert von Band zu Band. Wir haben es so eingerichtet, dass wir immer einen Mitarbeiter aus Leipzig dabei haben und er bekommt einen Partner aus den ostmitteleuropäischen Ländern. Das hat mit den entsprechenden Bändern zu tun. Beim zweiten Band ist Ungarn relativ stark vertreten, da ist auch ein Kollege aus Ungarn dabei. Wir werden sehen, wie viele Autoren wir dafür gewinnen können. Wir möchten das ganze ostmitteleuropäische Spektrum abdecken. Beim ersten Band haben zum Beispiel Mitarbeiter aus elf Ländern geholfen.“

Mussten bestimmte einheitliche Standards für die Reihe ausgearbeitet werden?

„Ja, wir müssen den Autoren etwas mitgeben. Das sind Kollegen aus verschiedenen Disziplinen aus verschiedenen Ländern, die auch unterschiedliche Schulen gehabt haben und die unterschiedliches Material liefern. Damit es ein einigermaßen homogenes Buch wird, haben wir den einzelnen Autoren eine Art Wunschliste geschrieben, was und wie bearbeitet werden soll und welche Themen vorkommen sollen. Natürlich wollen wir auch, dass es allgemein verständlich geschrieben werden soll, was Wissenschaftler nicht immer können. Aber wir möchten mit dieser Reihe ein größeres Publikum erreichen.“

Werden die einzelnen Bände auch in andere Sprachen übersetzt?

„Zunächst einmal wollen wir die Bände ins Tschechische übersetzten. Die Nationalgalerie Prag möchte die tschechische Ausgabe herausgeben. Zusätzlich suchen wir noch nach Partnern, die die Ausgaben ins Englische übersetzen können. Schön wäre auch eine polnische und ungarische Übersetzung zu haben, aber da muss man entsprechende Partner finden.“


Das „Handbuch der Geschichte der Kunst in Ostmitteleuropa“ erscheint im Deutschen Kunstverlag. Über den ersten Band der Reihe werden wir demnächst auch ein Gespräch mit einem der Herausgeber, Professor Christian Lübke, senden.