Große Kläranlagen sind zerstört

Wir können uns noch gut an die Veranstaltung erinnern, die Mitte Juli die Sauberkeit des Wassers in der Elbe demonstriert hatte: der internationale Elbe-Bade-Tag, an dem sich Badende in Tschechien und Deutschland beteiligten. Heute, nur einige Wochen später, gleichzeitig aber einige Tage nach den verheerenden Überflutungen, ist es kaum zu empfehlen, auch nur einen Finger in die Elbe und in andere Flüsse zu tauchen. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Markéta Maurová.

Die Kläranlagen, die seit Anfang der 90er Jahren in Tschechien aufgebaut wurden, um die Qualität der Flüsse zu verbessern, befinden sich jeweils am untersten Ort der Gemeinde und direkt am Fluss. Es liegt daher auf der Hand, dass diese Einrichtungen bei dem Hochwasser als erste zerstört wurden. Der Direktor der Wasserschutzabteilung im tschechischen Umweltministerium, Jaroslav Kinkor, fasst für Radio Prag die Folgen zusammen:

"Von etwa 100 großen Kläranlagen im Flussgebiet der Moldau und der Elbe wurden 30 sehr ernst beschädigt. Man kann annehmen, dass in einem Zeitraum von einem oder zwei Monaten zumindest der Grundbetrieb wiederaufgenommen wird. Eine Ausnahme stellt die Kläranlage in Prag dar: Dort wird der Prozess der mechanisch-biologischen Reinigung in dem Umfang, den es vor dem Hochwasser gab, erst Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres wiederaufgenommen."

Die Wasserqualität wird aber nicht nur durch das Fehlen der Kläranlagen negativ beeinflusst. Jaroslav Kinkor dazu:

"Während des Hochwassers kam ein ganzes Spektrum von Stoffen ins Wasser, seien es natürliche Stoffe, wie etwa das, was aus den Feldern weggespült wurde, oder auch einige Abfälle aus den Städten. Aber es wurden auch einige Einrichtungen überflutet, ob nun Industriebetriebe, der Fall "Spolana" wurde von den Medien ja hinreichend kommentiert, oder Lager von verschiedenen Stoffen, z.B. Dünge- oder Schutzmitteln in der Landewirtschaft."

Das Baden in den Naturflüssen und Begießen von Gemüsebeeten mit Flusswasser ist keinesfalls empfehlenswert und wird sogar von den Hygienikern verboten. Doch trotzdem ist die Lage nicht so tragisch, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Glücklicherweise gibt es auch einige positive Faktoren:

"In erster Linie ist der Einfluss der höheren Durchflussmenge, d.h. der Verdünnungsfaktor zu nennen. Die jetzige Wasserdurchflussmenge in Prag wird etwa viermal so hoch gehalten, als es normal ist. Diese Verdünnung wirkt auch auf das Spülwasser positiv ein, das aus der Kanalisation direkt ins Wasser fließt. Man muss dazu auch eine hohe Selbstreinigungsfähigkeit des Flusses zurechnen, besonders in unteren Flussabschnitten. Und letztendlich trägt auch der Prozess dazu bei, mit dem wir uns in der nächsten Phase werden auseinandersetzen müssen, d.h. dass das Wasser dadurch relativ gereinigt wird, dass einige Stoffe sedimentieren."

Soweit der Direktor der Abteilung für den Wasserschutz des tschechischen Umweltministeriums, Jaroslav Kinkor. Und wie sieht Jindrich Petrlik von der ökologischen Vereinigung Arnika dieses Problem an?

"Die natürliche Verschmutzung, d.h. verwesende Fische, Baumstämme und organische Stoffe, die aus den Kläranlagen ausgespült wurden, wird, glaube ich, vom Fluss mit der Zeit ohne Schwierigkeiten bewältigt. Natürlich ist es ein Problem, weil er sich mit einer wesentlich größeren Menge organischen Stoffes als bisher auseinandersetzen muss und etwa in den regulierten Flussabschnitten können Probleme entstehen, weil dort die Selbstreinigungsfähigkeit nicht so hoch ist. Ein weit größeres Problem sehe ich aber in den Chemiestoffen, die aus den Chemiewerken - Spolana in Neratovice, Roztoky oder Lovochemie in Lovosice, wie ich gehört habe, während der Überflutungen entwichen sind."