Gewerkschaften bei Škoda in Streiklaune – Firmenleitung abwartend

Foto: Archiv Škoda Auto

Der Autohersteller Škoda ist vergangenes Jahr zum „Arbeitgeber des Jahres“ in der tschechischen Industrie gekürt worden. Außerdem hat die Firma erneut ein Rekordergebnis eingefahren. Dennoch stehen bei den Angestellten des Traditionsunternehmens die Zeichen auf Streik.

Foto: Archiv Škoda Auto
Die Maschinen und Bänder laufen bei Škoda derzeit auf Hochtouren, erst kürzlich hat das Unternehmen angekündigt, neue Beschäftigte für sein Werk in Kvasiny einstellen zu wollen. Doch Ende März ist der bestehende Tarifvertrag ausgelaufen, und Gewerkschaften und Firmenleitung haben sich immer noch nicht verständigt. Wie stark die Löhne der über 24.000 Beschäftigten in den drei Werken in Tschechien steigen werden, steht damit in den Sternen.

Mittlerweile drohen die Gewerkschaften mit einem Arbeitsausstand. Am Mittwoch kommender Woche planen sie einen Warnstreik, für eine Stunde soll dann die Arbeit ruhen. Wie Firmensprecherin Jana Bahníková sagte, respektiere die Leitung von Škoda diese Form der Meinungsäußerung, aber sie kündigte kein Einlenken an:

Foto: ČT24
„Wir sind weiter davon überzeugt, dass wir ein solides Angebot vorgelegt haben. Dieses garantiert eine Steigerung der Tariflöhne um drei Prozent für die folgenden zwölf Monate. Zudem erhalten unsere Angestellten einen variablen Bonusteil des Gehalts in Rekordhöhe von 25.000 Kronen. Diese Summe wird rückwirkend mit dem Lohn für April ausgezahlt.“

25.000 Kronen, das sind umgerechnet rund 900 Euro. Zusammen mit dem garantierten Bonusteil liegt dann die durchschnittliche Höhe der Boni in diesem Jahr für die Škoda-Beschäftigten bei knapp 2200 Euro.

Foto: Eva Odstrčilová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Die Bonusregelung haben die Gewerkschaften bereits akzeptiert. Doch drei Prozent Lohnsteigerung halten sie für zu wenig. Ende März verlangten sie 6,5 Prozent Tariferhöhung, mittlerweile haben die Gewerkschaften ihre Forderungen etwas gelockert – ohne den konkreten Wert zu nennen.

Eine größere Lohnsteigerung halten sie zum einen für angemessen wegen der aktuellen Firmenergebnisse: Škoda auto hat im vergangenen Jahr seinen Gewinn um 46 Prozent steigern können, und zwar auf 665 Millionen Euro. Zum anderen verweisen die Gewerkschaften auf die immer größere Flexibilität, die den Beschäftigten abverlangt wird. So sollen die Angestellten in der Produktion zukünftig bei Bedarf eine sechste Schicht pro Woche übernehmen, für die sie dann Zeitausgleich erhalten.

Josef Středula  (Foto: ČT24)
Josef Středula leitet den tschechischen Gewerkschaftsdachverband ČMKOS. Er betont, dass es bei Skoda vergleichsweise häufig zum Arbeitskampf komme.

„Viele andere Firmen hierzulande gehen die Tarifverhandlungen so an, dass sie versuchen, einen Kompromiss zu finden. Sie lassen also nicht zu, dass die Firma im Zusammenhang mit einem Streik erwähnt wird, obwohl dieser ein legitimer Teil der Tarifverhandlungen ist. Ich denke aber nicht, dass es notwendig ist, die Lage so stark zuzuspitzen wie jetzt bei Škoda. Vor allem wurde eine sehr geringe Lohnsteigerung angeboten, obwohl die Firma ziemlich gute Wirtschaftsergebnisse vorweisen kann.“

Foto: ČT24
Gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks äußerte Středula eine Vermutung, warum die Stimmung bei Skoda immer wieder angespannt ist. Unter Umständen spiele dort hinein, dass der Eigner von Škoda, also der Volkswagenkonzern, im Ausland sitze, deutete der Gewerkschaftsboss etwas ominös an.

Aber auch für dieses Jahr vertraut Středula auf einen positiven Ausgang:

„Ich glaube an eine Übereinkunft. Denn ein guter Tarifvertrag in einer solch wichtigen Firma wie Škoda auto ist ein Schlüsselmoment nicht nur für die ganze Region und die Zulieferer, sondern sogar für die Frage nach der Befindlichkeit der tschechischen Wirtschaft.“

Autor: Till Janzer
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