„Gesundheit 2020“ – Gesundheitsministerium will Tschechen zum besseren Lebensstil motivieren

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Ein gesunder Lebensstil liegt den Tschechen offenbar nicht sonderlich am Herzen. Dies schlussfolgert man aus dem Bericht, der jüngst vom Gesundheitsministerium veröffentlicht wurde. Tschechien ist sogar das einzige Land in Europa, in dem der Anteil der Raucher in den letzten Jahren nicht reduziert wurde. Außerdem trinkt man hierzulande zu viel Alkohol, oder isst zu viel Zucker, Fett und Salz.

Svatopluk Němeček  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Einerseits wird festgestellt, dass der Lebensstil nicht gut sei, andererseits verlängert sich im Schnitt die Lebensdauer hierzulande. Gesundheitsminister Svatopluk Němeček sieht in diesen Angaben keinen Widerspruch.

„Die eine Seite ist die statistische Angabe über die Lebensdauer, also das Alter, in dem die Menschen im Schnitt sterben. Eine andere Sache ist, wie viele Jahre sie davon ein qualitativ gutes Leben haben. Das stellt in Tschechien ein großes Problem dar. Seit 1990 hat sich die Lebensdauer um 7,5 Jahre bei Männern und um 5,5 Jahre bei Frauen verlängert. Allerdings ist es leider nicht gelungen, dass die Tschechen – so wie die Bürger in vielen anderen europäischen Ländern – das höhere Alter bei guter Gesundheit erleben.“

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Ein großer Teil der Tschechen leidet an Übergewicht infolge schlechter Essgewohnheiten und mangelnder Sportaktivität. In den letzten Jahren vermehren sich außerdem die Erkrankungsfälle an Diabetes. Ein ernsthaftes Problem ist das Rauchen. Die Tschechen bemühen sich kaum, mit dieser Unsitte Schluss zu machen. Alena Šteflová vertritt die Weltgesundheitsorganisation:

„Die Tschechische Republik ist das einzige Land, in dem die Tendenz nicht zu sehen ist, den Anteil der Raucher in der Population zu senken. In den OECD-Ländern sank der Anteil der Raucher im letzten Jahrzehnt um durchschnittlich 21 Prozent.“

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Minister Němeček sieht zwei Wege, um die Lage zu verbessern:

„Die erste Möglichkeit ist die Repression. Wir arbeiten an einem neuen Anti-Rauchergesetz, in dem auch die aktuelle Regelung der EU verankert wird. Sie enthält Einschränkungen für das Rauchen in Restaurants und im öffentlichen Raum. In diese Richtung geht auch eine Preiserhöhung bei Zigaretten.“

Andererseits dürfe man aber nicht die Aufklärung und Motivation vergessen, betont der Gesundheitsminister:

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„Die Menschen sollen besser informiert werden, vor allem über die konkreten Folgen des Rauchens. Das ist nicht nur der Lungenkrebs. Ein hoher Teil der Population leidet an Herz- und Kreislauferkrankungen. Das Rauchen ist eine der größten Geißeln für den Gesundheitszustand.“

Das Ministerium hat Mitte Juli sein Programm „Gesundheit 2020“ präsentiert, mit dem es die Tschechen zu einem besseren Lebensstil motivieren will. An konkreten Aktionsplänen sollen sich nicht nur medizinische Mitarbeiter, sondern auch Institutionen für die breite Öffentlichkeit wie Schulen und Verwaltungen beteiligen.

„Wir wissen, dass wir eine Änderung nicht innerhalb eines Monats oder eines Jahres herbeiführen werden. Wir glauben aber, dass dies ein Weg ist, der auf langfristige Sicht den stärksten Effekt haben wird“, bekräftigt Němeček.