Gespräche in Hamburg: Tschechien bereit im Hafen umzuziehen

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Die Tschechische Republik hat einen Teil des Hamburger Hafens gepachtet. Rund 15 Jahre lang verwilderte das Areal, es gab kein Interesse aus Prag. Die aktuelle Mitte-Links-Regierung hat aber ein anderes Konzept: Im Juni begann sie damit, die Anlagen zu renovieren – wäre da nicht die Hamburger Olympiabewerbung. Am Montag verhandelte Verkehrsminister Dan Ťok, und das mit positivem Ergebnis.

Saale-Hafen  (Foto: Doris Antony,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Böhmen liegt am Meer – oder zumindest in seiner Nähe. Möglich gemacht hat dies der Versailler Vertrag. Auf seiner Grundlage konnte die Tschechoslowakei 1929 den sogenannten Saale-Hafen und den Moldau-Hafen in Hamburg pachten – und zwar auf 99 Jahre, also bis 2028. Rechtsnachfolgerin ist heute die Tschechische Republik, und die hat begonnen, das ursprüngliche Gelände wieder herzurichten.

Doch nun sind die Hamburger Pläne für eine Ausrichtung der Olympischen Spiele dazwischengekommen. Eine geplante Brücke könnte den Zugang zu den beiden Häfen versperren. Verkehrsminister Dan Ťok betonte indes gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Dan Ťok  (Foto: ČT24)
„Die Tschechische Republik will den Hafen nicht verlieren. Wir haben weiter ein Interesse daran, dass über die schiffbar gemachte Elbe von Tschechien bis ans Meer in Hamburg gefahren werden kann.“

Vor drei Monaten bot Hamburg dann eine Lösung an: einen Tausch des Hafengeländes. Am Montag war Verkehrsminister Ťok in der Hansestadt. Er hatte eine gute Nachricht im Gepäck für Bürgermeister Olaf Scholz. Tschechien unterstütze die Hamburger Olympiapläne. Man sei bereit, in einen anderen Teil des Hafens umzuziehen. Dem Tschechischen Fernsehen sagte Dan Ťok:

Steinwerder-Zentralhafen  (links). Foto: Dirtsc,  Wikimedia CC BY-SA 3.0
„Wir haben uns auch die Orte angesehen, die Tschechien im Tausch erhalten könnte für die beiden Areale, die bisher gepachtet sind. Positiv für uns ist dabei, dass es sich um ein Gelände in einem besseren Teil des Hafens handelt als bisher.“

Gemeint ist eine Fläche im sogenannten Steinwerder-Zentralhafen. Dorthin könnten auch Seeschiffe gelangen, was in den Saale- und den Moldauhafen nicht geht. Die Größe der Fläche entspräche im Übrigen den jetzigen Arealen: 30.000 Quadratmeter.

Insgesamt also scheint es sich um ein attraktives Angebot zu handeln, über das man in Prag ernsthaft begonnen hat nachzudenken. Details sollen in den kommenden Monaten ausgehandelt werden.

Saale-Hafen  (Foto: ČTK)
Laut der Hamburger Hafenverwaltung ist Tschechien ein wichtiger Handelspartner, der Umschlag liegt bei insgesamt 450.000 Containern im Jahr. Und in Prag denkt man auch über das Jahr 2028 hinaus, wenn der bisherige Pachtvertrag ausläuft. Wie tschechische Medien berichteten, besteht die Idee, einen weiteren Kontrakt über 50 Jahre anzuschließen.

Autor: Till Janzer
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