Genforscher rücken den Premysliden auf den Knochen

Premysl der Pflüger

Die Gentechnik gilt als ein Forschungsgebiet der Zukunft. Tschechische Genforscher widmen sich jetzt allerdings der Vergangenheit. Sie untersuchen die Gebeine des so genannten unbekannten Kriegers, der auf der Prager Burg seine letzte Ruhe gefunden hat. Das ist aber erst der Anfang eines mehrjährigen Projekts.

Genforscher haben die Prager Burg ins Visier genommen. Aber nicht, um nachzuweisen, dass Präsident Vaclav Klaus auch tatsächlich Vaclav Klaus ist. Sie wollen dem seit Jahrhunderten auf der Burg begrabenen unbekannten Krieger auf den Leib rücken. Besser gesagt: auf den Knochen. Der Genforscher Daniel Vanek erklärt, warum:

"Die Gebeine des unbekannten Kriegers sind sehr interessant, weil dieser Mensch an einem Ort begraben ist, der wirklich bedeutenden Persönlichkeiten vorbehalten war. Und wie schon aus dem Namen hervorgeht, der unbekannte Krieger ist uns völlig unbekannt und wir wollen ihn zuordnen können."

Der unbekannte Krieger ist aber nur ein Versuchskaninchen, um es etwas respektlos zu formulieren. Das Hauptinteresse gilt - wie im Leben, so auch im Tod - den bedeutenden Persönlichkeiten. Und das sind die tschechischen Premysliden-Könige aus dem ersten Jahrtausend nach Christus. Daniel Vanek:

"Der Grund, weshalb wir dieses historische Material genetisch untersuchen wollen, ist, dass längst nicht bei allen Gebeinen die genaue Identität bekannt ist und deshalb auch die genauen Verwandtschaftsverhältnisse unklar sind. Es könnten zum Beispiel Ehefrauen sein oder Nachkommen aus Nebenlinien. Mit Hilfe der modernen Genetik wollen wir also die Vermutungen von Archäologen und Anthropologen hinsichtlich der Gebeine der Premysliden auf der Prager Burg überprüfen bzw. absichern."

Laut Daniel Vanek ist die genetische Bestimmung auch so alter Gebeine möglich. Vorausgesetzt, man hält sich dabei an strenge Sicherheitsvorkehrungen.

Premysl der Pflüger
"Es sind mehrere Aspekte, auf die wir achten müssen. Dazu gehört vor allem die Sauberkeit des Labors, damit es nicht durch irgendeine moderne DNA verunreinigt wird. Deshalb haben wir eigens dafür ein Laboratorium auf der Prager Burg aufgebaut, in dem man also noch nie mit biologischem Material gearbeitet hat. Zugang zu diesem Laboratorium haben nur drei Personen, so dass wir anschließend feststellen können, ob diese Personen nicht zufällig die Proben verunreinigt haben."

Wenn die Identität aller Gebeine bestimmt ist, ist die Arbeit allerdings noch nicht getan. Vanek und seine Kollegen wollen anschließend...

"...in der tschechischen Bevölkerung heute noch lebende Nachkommen der Premysliden finden, denn nach den Legenden und den Bestätigungen vieler Historiker könnte es unter uns noch Nachkommen geben."

Vielleicht wird man ja am Ende feststellen, dass Präsident Vaclav Klaus gar nicht Vaclav Klaus, sondern ein Premysliden-König ist.