Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst nach Hochwasser geringer als erwartet

Die nach der Jahrhundertflut nun wieder zurückgewichenen Wassermassen haben nicht nur optisch ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Auch in vielen Bereichen von Wirtschaft und Politik kommt die Tragweite der entstandenen Schäden nun erst langsam ans Tageslicht. Und dies geschieht meist nicht ohne Konflikte, wie etwa die jüngste Auseinandersetzung um die Gehälter im öffentlichen Dienst zeigt. Hören Sie dazu einen Bericht von Gerald Schubert.

Dort wo vor zwei Wochen noch meterhoch Wasser stand, dort stapeln sich jetzt unbrauchbar gewordene Einrichtungsgegenstände vor stark beschädigten oder gar völlig zerstörten Gebäuden. Für die unmittelbar Betroffenen ist dies freilich schon katastrophal genug. Doch leider ist jener in vielen Teilen des Landes allgegenwärtige Anblick noch mehr, nämlich ein Sinnbild für die unendlich scheinenden Mühen des Wiederaufbaus, die dem Land jetzt bevorstehen. Das Wasser ist in seine gewohnten Bahnen zurückgekehrt. Vom Verlauf der innenpolitischen Diskussionen wird man dies aber vermutlich noch sehr lange Zeit nicht sagen können. Dort haben die Wogen gerade erst begonnen, hochzuschlagen.

Besonders deutlich wurde dies in den letzten Tagen, als die tschechische Regierung begann, laut über zusätzliche Einnahmequellen respektive Einsparungsmöglichkeiten nachzudenken, um budgetären Spielraum für die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen zu bekommen.

Und wieder einmal sind es die Angestellten des öffentlichen Dienstes, die - nach Meinung vieler - überproportional zur Kasse gebeten werden. Etwa ein Drittel, also sieben der fünfundzwanzig Milliarden, die die Regierung zur Beseitigung der Hochwasserfolgen aus dem Staatshaushalt aufbringen will, sollen die Beamten beisteuern. Und weil eine der geplanten Maßnahmen darin besteht, die geplante Erweiterung der momentan 12 Gehaltsstufen auf insgesamt 16 vorläufig aufzuschieben, trifft es gerade die am höchsten qualifizierten Kräfte, also Wissenschaftler, Ärzte und Lehrer ganz besonders. Deren meist ohnehin chronisch niedrigen Löhne hätten durch das neue Schema im Schnitt ursprünglich um 13 Prozent steigen sollen. Nun bietet die Regierung eine Gehaltserhöhung von gerade mal 3,5 Prozent an. Die Gewerkschaft legt sich freilich quer. So ließ etwa Gewerkschaftsbundvorsitzender Milan Stech verlauten:

"Wir können nicht damit einverstanden sein, dass es im Bereich des Budgets und der Beitragszahlungen zu einem weiteren Abfall der Löhne gegenüber der voraussichtlichen Entwicklung der Gehälter auf dem privatwirtschaftlichen Sektor kommt, da wir der Meinung sind, dass diese Gehaltsschere, die heute etwa 13 Prozent ausmacht, ohnehin bereits zu groß ist."

Die Beamten wollen also darum kämpfen, dass wenigstens ein Teil der ursprünglich zugesagten Gehaltsverbesserungen in die Tat umgesetzt wird. Und auch Schulministerin Petra Buzkova hat vorerst einmal ihre Unterstützung zugesagt, zumal ja gerade die Gehälter der Lehrer ohnehin als besonders niedrig gelten. Zu welchen Ergebnissen Buzkova in ihren Gesprächen mit Regierungskollegen dabei kommt, das bleibt vorerst abzuwarten. Sicher scheint jedenfalls schont jetzt, dass sich die Lehrer und viele andere Bereiche des öffentlichen Dienstes mit einem Lohnanstieg begnügen müssen, der nur einen Bruchteil der angekündigten - und längst fälligen - Verbesserungen auf diesem Sektor darstellen wird. Dass die jungen Eliten Tschechiens nun noch weniger Anreiz verspüren dürften, ihre Talente und ihr Know how in den Dienst des Staates zu stellen, lässt ungefähr erahnen, wie nachhaltig die Folgen des Hochwassers für das Land noch sein werden.