Gedenken an das Ende des Prager Frühlings vor 40 Jahren

Gedenkveranstaltung vor dem Tschechischen Rundfunk

Tschechien gedenkt des Einmarschs der Truppen des Warschauer Paktes vor genau vierzig Jahren. Im ganzen Land fanden zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt.

Gedenkveranstaltung vor dem Tschechischen Rundfunk
Donnerstagmittag fand vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks ein Festakt zum Gedenken an die Kämpfe um das Rundfunkgebäude am 21. August 1968 statt. Senatspräsident Přemysl Sobotka, Vizepremier Alexandr Vondra, Verteidigungsministerin Vlasta Parkánová, der Prager Oberbürgermeister Pavel Bém und der Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks, Václav Kasík legten Kränze nieder.

Am Donnerstagvormittag empfing der tschechische Premierminister Mirek Topolánek den slowakischen Premier Robert Fico in Prag. Topolánek verwies auf die gemeinsame Geschichte beider Länder und unterstrich die engen Bindungen zwischen Tschechien und der Slowakei:

„Es ist schon genügend Zeit seit dem August 1968 vergangen, um diesen ganzen Zeitraum von der Demokratisierung bis zum gewaltsamen Einmarsch der Armeen der Bruderstaaten ohne Verklärung zu bewerten. Das hat unsere Schicksale geprägt. Wir denken, dass uns dieses Datum die historische Erfahrung gibt, um bei der Führung unserer beiden Länder dazu zu motivieren, gemeinsam für die Bürger der Tschechischen und der Slowakischen Republik zu arbeiten. Damit wir, wenn schon nicht mehr in einem gemeinsamen Staat, dann in einem Bündnis zweier außerordentlich gut befreundeter Staaten leben.“

Robert Fico mit Mirek Topolánek  (Foto: ČTK)
Auch Robert Fico betonte die gemeinsam erlebte Vergangenheit:

„Vor vierzig Jahren kam es zu Ereignissen, die den großen Traum der im gemeinsamen tschechoslowakischen Staat lebenden Menschen vernichtet hat. Den Traum einer Demokratisierung der Gesellschaft, den Traum eines größeren Respekts der Menschenrechte. Auch für einen Politiker wie mich, der zu dieser Zeit gerade einmal vier Jahre alt war, ist die Wirkung dieser Ereignisse bis heute sehr stark. Ich bin daher sehr froh, dass unser heutiges Treffen unter dem Eindruck der Geschehnisse vor vierzig Jahren steht und dass wir die Gelegenheit haben, an viele interessante Begebenheiten des Jahres 1968 anzuknüpfen.“

Staatspräsident Václav Klaus traf am Vormittag in Bratislava / Preßburg mit seinem slowakischen Amtskollegen Ivan Gašparovič zusammen. Gemeinsam erinnerten sie an die Geschehnisse vor vierzig Jahren.

Präsident Václav Klaus  (rechts) mit dem österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer  (Foto: ČTK)
Bereits am Mittwochnachmittag war Klaus mit dem österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer zusammengetroffen. Im direkt an der österreichischen Grenze gelegenen südmährischen Weinbauort Mikulov / Nikolsburg gedachten die beiden Staatsoberhäupter der Ereignisse im August 1968. Präsident Václav Klaus schilderte dabei seine ganz persönlichen Erinnerungen an den Prager Frühling:

„Für unsere Generation war das Jahr 1968 mit klaren Hoffnungen verbunden. Die größten Absurditäten des kommunistischen Systems waren mit einem Schlag zu Ende. Für uns öffnete sich die Welt. Es war erstaunlich, was die Zeitungen schrieben, was gedruckt wurde. Und was man nun wieder offen sagen durfte. Nach diesem Hoffnungsschimmer war der 21. August natürlich ein böses Erwachen."

Donnerstagabend lud Václav Klaus zu einer Gedenkfeier auf die Prager Burg. Er empfing unter anderem ehemalige tschechoslowakische Soldaten, die sich gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen gestellt hatten.