Gabriela Koukalová: Als Biathletin erfolgreich, als Mensch gereift

Gabriela Koukalová (Foto: ČTK)

Am Donnerstag wurde in Prag schon zum 59. Male der tschechische „Sportler des Jahres“ gekürt. Den Titel sicherte sich wie in Deutschland eine Biathletin: Gabriela Koukalová.

Gabriela Koukalová  (Foto: ČTK)
Ehre, wem Ehre gebührt. Von daher können im sportbegeisterten Tschechien in einem nichtolympischen Jahr besonders Weltmeisterinnen und Weltmeister hoffen, zum Jahresende auch noch mit einer gläsernen Krone geschmückt zu werden. Sie wird alljährlich im Ergebnis einer Umfrage vom Verband der tschechischen Sportjournalisten an den „Besten Sportler des Jahres“ vergeben. Unter den Kandidaten für diese Trophäe waren gleich acht Weltmeister, durchgesetzt hat sich aber diese Dame – die Biathletin Gabriela Koukalová.

Im Wintersport und ganz besonders im Biathlon gehört Gabriela Koukalová auch aus internationaler Sicht zu den aktuellen Top-Stars. Nur hatte sie es bei der starken Konkurrenz aus dem eigenen Land – besonders in Olympiajahren – auch schwer, bei der Sportler-Umfrage entscheidend zu punkten.

Gabriela Koukalová  (rechts). Foto: Guillaume Baviere,  CC BY-SA 2.0
2017 aber, das war ihr Jahr. In Hochfilzen gewann sie neben dem Gold im Sprint noch Silber im Einzel und Bronze in der Verfolgung. Und im Gesamt-Weltcup wurde sie hervorragende Zweite, nur bezwungen von der alle überragenden Deutschen Laura Dahlmeier.

Trotz dieser tollen Erfolge war die 28-Jährige angenehm überrascht, dass sie die Krone diesmal in Empfang nehmen durfte:

„Für mich ist das wirklich ein Knüller, denn ich habe nicht erwartet, dass ich als Vertreterin des nationalen Biathlon-Jägervereins solch einen Preis in Empfang nehmen darf.“

Sie durfte es aber, weil sie von den Sportjournalisten mit 119 Punkten Vorsprung auf die Zweitplatzierte, die Speerwerferin Barbora Špotáková, auf Platz eins gewählt wurde. Mit Tennisspielerin Karolína Plíšková und Snowboarderin Ester Ledecká folgten weitere starke Frauen auf den Rängen drei und fünf. Mit Ruderer Ondřej Synek als Viertem konnte sich nur ein Mann unter den Top Five platzieren.

Foto: Stefan Schweihofer,  Pixabay / CC0
In ihrer gewohnt charmanten und bescheidenen Art bedankte sich Gabriela Koukalová nach dem Erhalt der Siegertrophäe dann auch bei all den Menschen, die ihr auf dem Weg bis in die Weltspitze enorm geholfen haben: ihre Eltern, die Trainer und Betreuer, sowie ihre vielen Fans. Es gibt aber auch die anderen, die Neider und Missgünstigen. Von denen hat die weitsichtige wie auch gesellschaftlich engagierte Koukalová in den zurückliegenden Monaten einigen Gegenwind bekommen – weil sie eben auch zu anderen Dingen wie Politik oder Doping eine klare Meinung hat. Ihren Kritikerin gab die Athletin aus Jablonec nad Nisou / Gablonz dann auch eine deutliche Botschaft mit auf den Weg:

Gabriela Koukalová  (Foto: Pavel Hrdlička,  CC BY-SA 4.0)
„Gleichzeitig möchte ich meinen Nichtfans und allen Leuten, die mich besonders in letzter Zeit sehr kritisieren und mir viele unschöne Textnachrichten schicken, eines sagen: Ich danke euch dafür, dass ich jetzt das Gefühl habe, in den letzten zwei, drei Jahren zu einer weit stärkeren Persönlichkeit gereift zu sein als ich es früher war.“

Mit anderen Worten: Gabriela Koukalová lässt sich auch von ihren Neidern und Kritikern nicht verbiegen. Vielmehr wird sie auch in Zukunft zu Themen, die ihr auf den Nägeln brennen, ihre Meinung sagen.

Was jedoch noch offen ist, ist die sportliche Zukunft der Gabi K. aus dem Isergebirge. Wegen häufiger Schmerzen in ihrer Wadenmuskulatur hat die Sprint-Weltmeisterin im Sommer nicht viel trainieren können. Ihr Trainingsrückstand ist so groß, dass sie in der laufenden Saison auch noch keinen Weltcup-Wettbewerb bestritten hat. Sie deutete schon mehrmals an, dass ihre Teilnahme an den Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang durchaus gefährdet sei. Und wie sieht ihre Situation nun kurz vor Weihnachten aus? Zu entsprechenden Fragen der Medien äußerte sie sich nicht, auf der Bühne der Preisverleihung aber zeigte sie sich optimistisch:

„Vielleicht werde ich viele überraschen, aber mir geht es gut“.

Ihre Fans hoffen nun, dass sie trotz ihres Handicaps bei Olympia dabei ist. Zur Mannschaft des Jahres wurden übrigens die tschechischen Amateur-Fußballer gewählt, die bei der diesjährigen Kleinfeld-WM souverän den Titel gewonnen haben.

Autor: Lothar Martin
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