Fotoausstellung zeigt gefährdete Barockkirchen in der Gegend von Broumov

Foto: Martina Schneibergová

In der Region von Broumov / Braunau in Ostböhmen gibt es zahlreiche besonders wertvolle Barockkirchen. Die meisten davon befinden sich in einem erbärmlichen Zustand. Eine Fotoausstellung macht nun auf die gefährdeten Sakralbauten aufmerksam. Sie wurde am vergangenen Montag in Prag eröffnet.

Ausstellung „Tempus fugit“  (Foto: Martina Schneibergová)
Die Ausstellung des slowakischen Fotografen Dano Veselský hat einen besonders treffenden Titel „Tempus fugit“ – die Zeit flieht. Denn die Spuren der Zeit sind an dem Zustand der Barockkirchen in der Gegend von Broumov / Braunau sehr gut zu sehen. Jahrhunderte lang wirkte in der Region der Benediktinerorden. Abt Othmar Zinke (1700-1738) beauftragte zwei namhafte Baumeister, Christoph und seinen Sohn Kilian Ignaz Dientzenhofer mit dem Bau der Kirchen in der Ordensprovinz. Die Kirchen in Broumov und Umgebung galten als barocke Perlen Böhmens. Mit der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung endete in dem Gebiet eine Epoche. Nach 40 Jahren kommunistischer Herrschaft befanden sich die Sakraldenkmäler in der Grenzregion in einem sehr schlechten Zustand. Seit einigen Jahren versuchen mehrere Bürger und Initiativen, die Kirchen zu retten. Martin Lanži ist Pfarrer in Broumov, er initiierte die Fotoausstellung:

Pfarrer Martin Lanži  (Foto: Martina Schneibergová)
„Die Hauptidee der Ausstellung ist, den gefährdeten Kirchen zu helfen. Vor 70 Jahren wurden die deutschen Bewohner der Region vertrieben. Eine Folge davon war, dass diesen Kirchen keine Gläubigen mehr blieben. Die Gegend von Broumov hat rund 13.000 Einwohner, nur zwei Prozent davon besuchen die Sonntagsgottesdienste. Dies ist die Realität.“

Wie viele Kirchen gibt es in Broumov und Umgebung?

„13 Kirchen gibt es ingesamt. Ich bin Priester für zwei Städte und 17 Dörfer.“

Foto: Martina Schneibergová
Sind einige der Kirchen doch in einem etwas besseren Zustand als die anderen?

„Ja, einige der Kirchen sind schon etwas besser dran – wie die Maria-Magdalena-Kirche in Božanov / Barzdorf oder die St. Georg und Martinkirche in Martínkovice / Märzdorf. Aber andere Kirchen, wie die St. Annakirche in Vižňov / Wiesen oder die St. Margarethenkirche in Šonov / Schönau sind sehr beschädigt. Für eine lediglich elementare Instandsetzung der Kirchen würde man rund 400 Millionen Kronen (14,8 Millionen Euro) brauchen.“

Kardinal Dominik Duka  (Foto: Martina Schneibergová)
Die Ausstellung wurde im Prager Haus der nationalen Minderheiten von Kardinal Dominik Duka eröffnet. Er kennt die Region von Broumov sehr gut:

„Es ist meiner Meinung nach die schönste Region in Böhmen. Die Folgen des Zweiten Weltkriegs, die Vertreibung der Sudetendeutschen, sind dort bis heute zu spüren. Die Gegend von Broumov ist wie eine Art Waisenkind in unserem Land.“

Die Wanderausstellung „Tempus fugit“ wird in Prag dank der Initiative von Daniel Meller vom Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität gezeigt.

„Ich habe zum ersten Mal im Rundfunk von der Ausstellung gehört, und zwar dass sie in der Slowakei gezeigt wurde. Das hat mich ein wenig überrascht, warum es gerade in der Slowakei Interesse für tschechische Kirchen gibt.“

Daniel Meller  (Foto: Martina Schneibergová)
Haben Sie die Gegend von Broumov besucht?

„Ja, selbstverständlich, aber nicht vor kurzem, sondern vor etwa 20 Jahren. Ich wusste, dass es ein sehr schönes Stück Erde ist. Darum ich mich bemüht, die Ausstellung nach Prag zu bringen. Zudem mag ich die Barockarchitektur von Vater und Sohn Dientzenhofer.“

An der Entstehung der Fotoausstellung „Tempus fugit“ war auch die Bürgervereinigung Omnium beteiligt. Die Wanderausstellung sei inzwischen auch im Ausland gezeigt worden, sagt Jakub Děd von der Vereinigung:

„Sie wurde beim Sudetendeutschen Tag in Augsburg und im Sudetendeutschen Haus in München gezeigt. Danach war sie in Rottenburg am Neckar zu sehen. Demnächst wird sie in Brüssel zu sehen sein, danach soll sie in Paris und London Station machen. Pfarrer Lanži will sie auch nach Toronto bringen.“