Fotoausstellung über deutsche Friedhöfe in Tschechien nun in Ústí nad Labem

Foto: Martina Schneibergová

Halbverfallene Grabmäler mit kaum leserlichen Inschriften, Gesamtansichten von Friedhöfen, auf denen Reste eiserner Grabkreuze von Pflanzen überwuchert sind. Dies sind einige der Foto-Motive, die derzeit bei einer Ausstellung in Ústí nad Labem / Aussig zu sehen sind. Die Ausstellung wurde vorige Woche an der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität eröffnet.

Foto: Martina Schneibergová
Die Ausstellung trägt den Titel „Grenze zwischen Zeit und Ewigkeit“, und sie zeigt Fotos von deutschen Friedhöfen aus verschiedenen Regionen Tschechiens. Vor zehn Jahren hatte der Adalbert-Stifter-Verein mit Sitz in München diese Foto-Schau initiiert. Sie umfasst insgesamt fast 90 Bilder von 27 Amateur- und Profifotografen aus Tschechien und Deutschland. In Ústí ist nun eine Auswahl zu sehen. Dazu der Dekan der Philosophischen Fakultät, Aleš Havlíček:

„Alle diese Fotografien haben eine sehr interessante Stimmung. Sie regen uns dazu an, über die Vergangenheit nachzudenken. Unsere Geschichte war sehr schwierig, wir müssen nach einem roten Faden suchen, um sie zu verstehen. Und diese Fotos helfen uns, die Kontinuität in der Geschichte zu entdecken.“

Foto: Martina Schneibergová
Um die Fotoausstellung in Ústí hat sich Josef Märc verdient gemacht. Der Historiker arbeitet an der Universität der Stadt.

„Ich habe die Ausstellung in Chomutov / Komotau gesehen, wo sie vor einigen Monaten im dortigen Museum installiert war. Sie hat mich stark beeindruckt. Das Thema sowie dessen Bearbeitung gefallen mir sehr. Die Fotos zeigen Relikte in der Landschaft, die wir immer noch sehen können, die wir aber manchmal gar nicht wahrnehmen.“

Als die Fotoausstellung 2004 in München eröffnet wurde, war auch einer der Fotografen dabei – und zwar der international anerkannte tschechische Fotograf Jindřich Štreit. Damals sagte er, er halte es für notwendig, die Ausstellung in verschiedenen Regionen Tschechiens zu zeigen. Damit könnten sich die Menschen bewusst werden, dass die Zerstörung von Kulturdenkmälern das ganze Land betrifft. Der Wunsch des Fotografen, die Ausstellung an möglichst vielen Orten zu zeigen, erfüllt sich inzwischen allmählich. So war sie in den vergangenen Jahren sowohl in Deutschland, als auch in Tschechien zu sehen. Anna Knechtel vom Adalbert-Stifter-Verein hat die Ausstellung zusammengestellt:

Anna Knechtel  (Foto: Martina Schneibergová)
„Ich freue mich sehr, dass diese Ausstellung einen so großen Erfolg hat und dieses Jahr schon am dritten Ort zu sehen ist. Zuvor wurde sie in Rýnovice bei Jablonec nach Nisou und Anfang des Jahres in Chomutov gezeigt. Daran, dass ich immer wieder eingeladen werde, um über diese Friedhöfe Vorträge zu halten, merke ich, dass dies ein Thema ist, das die Menschen sehr bewegt. Das geschieht auf vielerlei Arten: einerseits das Thema Begraben, Sterben und Tod überhaupt und dann das Phänomen der alten, teilweise verfallenen Friedhöfe mit deutschen Inschriften. Es erreichen mich immer öfter Nachrichten aus der Tschechischen Republik von Menschen, die an ihrem Ort – meistens in kleinen Ortschaften – die verfallenen Friedhöfe wieder in Stand setzen. Das letzte mir bekannte Beispiel stammt aus dem nordböhmischen Všemily, einem Ortsteil von Jetřichovice. Dort wurde ein in den letzten Jahren gesäuberter und renovierter Friedhof wieder – wenn man das so sagen darf – eröffnet.“

Foto: Martina Schneibergová
Die Fotoausstellung mit dem Titel „Grenze zwischen Zeit und Ewigkeit“ ist im Gebäude der Philosophischen Fakultät der Purkyně-Universität in Ústí nad Labem aufgebaut. Dort ist sie noch bis zum Jahresende zu sehen.