Feiertagsvergnügen? Eine Runde schwimmen in den eisigen Fluten der Moldau

Foto: CTK

Am 26. Dezember findet jedes Jahr das so genannte Alfred-Nikodem-Memorial-Schwimmen in der Moldau statt, benannt nach einem der Urväter jener Abgehärteten, die es sich nicht nehmen lassen, Jahr für Jahr im eiskalten Wasser eine Runde zu drehen. Ort des Geschehens ist stets der Flussabschnitt in der Nähe der Sofieninsel vor dem Prager Nationaltheater. Die Schaulustigen versammeln sich am Moldauufer, auf der Brücke der Legionen und sogar noch auf der weiter flussabwärts gelegenen Karlsbrücke, um den Wagemutigen zuzusehen und sich dabei wohl vor allem zwei Fragen zu stellen. Warum macht man das? Und: Könnte ich das eventuell auch? Gerald Schubert war vor Ort und hat folgenden Beitrag gestaltet:

Präsidentengattin Livia Klausova hatte den Ehrenschutz übernommen
Das Moldauschwimmen am Feiertag des heiligen Stephan: Dieses Mal handelte es sich um den bereits 57. Jahrgang des eisigen Vergnügens. Präsidentengattin Livia Klausova hatte den Ehrenschutz übernommen und ebenfalls den Weg auf die Moldauinsel gefunden - als Zuschauerin, versteht sich. 68 Teilnehmer gab es, darunter 8 Frauen. Außentemperatur: Null Grad, Wassertemperatur: 2,5 Grad. Dennoch: Schon eine ganze Weile vor dem Sprung ins Wasser stehen die Teilnehmer halbnackt in Gruppen zusammen, und eigentlich macht niemand so recht den Eindruck, als ob er friere. Radio Prag hat einen der Männer gefragt, ob er das erste Mal teilnehme: Ach wo, zum 35. Mal! sagt er. Und warum macht er das eigentlich?

Foto: CTK
"Na, warum mache ich das? Erstens für meine Gesundheit. Sogar hauptsächlich für meine Gesundheit! Und Schwimmen interessiert mich seit jeher. Im Sommer und im Winter."

Die jüngste Teilnehmerin heißt Tereza Zemanova, ist 15 Jahre alt, und nimmt zum zweiten Mal an so einem Bewerb teil:

"Hier in Prag bin ich noch nicht geschwommen. Ich habe das schon anderswo gemacht, aber in Prag noch nicht. Jetzt bin ich neugierig, wie das hier sein wird."

Ladislav Nicek
Auch mit dem ältesten Teilnehmer haben wir gesprochen, mit dem 90jährigen Ladislav Nicek, der zunächst einmal die Differenz zwischen Wasser- und Lufttemperatur fachmännisch beurteilt:

"Na ja, so etwa zwei Grad, das ist nicht so ein großer Unterschied, würde ich sagen. Schlimmer ist es, wenn man aus dem Wasser kommt, und es hat minus 15 Grad. Da kann es schon passieren, dass man dann vor lauter Kälte nicht in die Hose findet. Aber es ist sehr schlecht, dass keine neuen Leute dazukommen. Ich würde eher sagen, wir werden immer weniger. Die Nation ist furchtbar verweichlicht."

Aber auch für die nicht verweichlichten, für die abgehärteten, steht auf der Sofieninsel zur Sicherheit stets ein Einsatzwagen der Prager Rettung bereit - für den Notfall. Dieser jedoch ist, wie Frau Doktor Pokorna vom anwesenden Rettungsteam gegenüber Radio Prag sagte, bisher noch nie eingetreten:

"Wir sind regelmäßig bei diesen Aktionen. Und ich kann mich nicht erinnern, dass es dabei schon einmal zu einer ernsthaften Schädigung des Gesundheitszustandes gekommen wäre. Trotzdem ist es aber wichtig, dass wir hier sind. Denn bei einer Unerkühlung droht im Extremfall ein Versagen des Herz-Kreislaufsystems oder eine Lungenembolie, und das wäre dann eine ernsthafte Angelegenheit, wo sofortige Hilfe nötig wäre. Aber wie gesagt: Bisher ist noch nie etwas passiert. Wahrscheinlich sind das alles gesunde und durchtrainierte Körper."