Fehlt es wirklich überall? Hochschulen lassen Fördergelder liegen

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Die tschechischen Hochschulen brauchen mehr Geld – das ist durchgehend das Credo der Universitätsvertreter. Nun kommen jedoch Vorwürfe vom Rechnungshof, denn scheinbar lassen die Universitäten Fördermittel einfach liegen. Worum geht es dabei?

Jan Hančil  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Keinen Monat ist es her, da haben die Schulvertreter zum Prostest aufgerufen. Mehr Geld wollten sie von der Regierung, vor allem für die Löhne von Pädagogen. Auch die staatlichen Universitäten haben sich den Forderungen angeschlossen, denn sie seien noch schlimmer dran als die Grundschulen und Gymnasien. Der stellvertretende Vorsitzende der Rektorenkonferenz, Jan Hančil, sagte damals:

„So langsam sind wir mit unserer Geduld am Ende. Diese Regierung hat für die Hochschulen nichts getan. Unser Budget ist immer noch auf dem Stand von 2015. In diesem Jahr ist es zu überhaupt keinem Plus bei unseren Mitteln gekommen, trotz der vielen Versprechen von Regierungsvertretern einschließlich des Premiers.“

Es fehle an allen Ecken und Enden, so der Tenor der Professoren. Ob nun für die eigenen Löhne, Doktorandenstipendien oder die Forschung allgemein.

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An diesem Montag kam für die Universitäten jedoch eine unangenehme Nachricht vom Rechnungshof. Dieser hatte festgestellt, dass die Hochschulen sich Millionenbeträge einfach durch die Lappen gehen lassen, und zwar für die Modernisierung von Gebäuden und Ausstattung. Václav Kešner ist Sprecher des Rechnungshofes und erklärt, wie es dazu gekommen ist:

„Häufige Gründe für das verspätete Ausschöpfen staatlicher Fördergelder ist beispielsweise der Verzug bei der Planung oder die langatmige Prüfung von öffentlichen Aufträgen. Auch durch schlecht vorbereitete Investitionspläne verzögern sich wichtige Vorhaben. Letztlich hat das Ministerium so reagiert, dass es den Förderzeitraum auf 2019 verlängert hat.“

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Ursprünglich lief dieser nämlich von 2011 bis 2016. Und wenig Geld war für diese fünf Jahre nicht eingeplant. Insgesamt 14 Milliarden Kronen (535 Millionen Euro) standen den Universitäten zur Verfügung. Vorgesehen waren die Mittel zur Renovierung von Gebäuden und um die Ausstattung zu erneuern. Genutzt haben die Hochschulen aber kaum 40 Prozent der verfügbaren Gelder, wie aus der aktuellen Aufstellung des Rechnungshofes hervorgeht.

Man könne meist nichts für die Verzögerungen, heißt es zur Verteidigung von den Hochschulvertretern. Schuld sei vor allem die Bürokratie, meint zum Beispiel Milan Prášil. Er ist leitender Kanzler der Prager Karlsuniversität:

„Investitionen für die Modernisierung unserer Einrichtungen sind immer verbunden mit Baugenehmigungen oder der Ausschreibung öffentlicher Aufträge. Nicht zuletzt kommt bei der Karlsuniversität noch die nötige Zusammenarbeit mit den Denkmalschützern hinzu. Ein Großteil der Uni-Gebäude ist nämlich denkmalgeschützt.“

Jarmila Balážová  (Foto: Martina Pavloušková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Auch das Bildungsministerium lehnt jegliche Kritik des Rechnungshofes ab. In der Vergangenheit konnten sich die öffentlichen Bildungseinrichtungen immer auf die Unterstützung des Ressorts verlassen, und zwar vor allem bei Forderungen nach mehr Geld. Jarmila Balážová ist Sprecherin des Ministeriums:

„Das laufende Förderprogramm wird durchgehend von unserem Ressort bewertet, und derzeit bereiten wir die nötigen Dokumente für die anschließenden Programme vor. Das Ministerium stellt eine detaillierte Liste aller Investitionspläne zusammen, sie bilden die Grundlage für weitere Investitionen und insgesamt die weitere Entwicklung. Bei der Vorbereitung eines neuen Förderprogramms berücksichtigt das Ministerium die bisherigen Erfahrungen sowie eine Bewertung der bestehenden Regelungen.“