Falstaff in einer Voliere - neue Operninszenierung im Nationaltheater Prag

Andrew Greenan (Foto: Hana Smékalová, Národní divadlo)

Nach 23 Jahren hat das Prager Nationaltheater vorige Woche Verdis letzte Oper „Falstaff“ erstmals wieder aufgeführt. Ein slowakisches Inszenierungsteam studierte die Oper mit tschechischen sowie mehreren ausländischen Solisten ein.

Martin Huba  (Foto: Autorin)
Falstaff unterscheidet sich wesentlich von Verdis anderen Werken. Verdi, der meistens dramatische Themen bearbeitet hat, griff in seinem letzten Opus nach dem komischen Genre. Zur Inszenierung der Oper lud das Nationaltheater den slowakischen Dirigenten Peter Feranec sowie den slowakischen Regisseur und Schauspieler Martin Huba nach Prag ein. Für den auch in Tschechien populären Huba ist die Prager Falstaff-Inszenierung erst die dritte Opernregie. Die versteckten Widersprüche der Hauptperson findet Regisseur Huba anziehend.

„Die Persönlichkeit von Falstaff als eines scheinbaren Fresssacks, Diebs und Wüstlings hat mehrere Ebenen. Falstaff hatte nicht immer diesen Ruf. Er gehörte zu jenen, die durch einen Schicksalsschlag von hoher Position plötzlich bis auf den Boden der Gesellschaft gefallen sind. Wir haben respektiert, dass es sich um eine komische Oper handelt, bei der man nur wenig mit Psychologie arbeiten kann. Deswegen haben wir uns für die Poetik der Commedia dell ´arte entschieden. Ich habe die Oper mit meinen Mitarbeitern in einer auf der Bühne stehenden großen Voliere inszeniert, die Fenster und Türen hat, in der alle frei herumfliegen. Wenn der Falstaff kommt, entsteht da eine chaotische Bewegung.“

In der Hauptrolle wechseln sich der tschechische Bariton Ivan Kusnjer und der britische Sänger Andrew Greenan ab, der eine tiefere Stimmenlage als Kusnjer hat. Greenan fand für die Zusammenarbeit mit den Kollegen vom Nationaltheater Prag nur lobende Worte:

„Es ist für mich eine große Ehre in Prag zu arbeiten. Ich bin hier zwar zum ersten Mal, aber meine Urgroßmutter stammte aus Böhmen. Wenn man Falstaff auf der Bühne sieht, lacht man nicht über ihn, sondern mit ihm. Verdi schrieb in seiner letzten Oper zum Abschluss eine Fuge, in der er verkündet, dass wir das Leben nicht völlig ernst nehmen dürfen und stattdessen versuchen sollen, es doch ein bisschen mit Lächeln zu nehmen.“

Der im Ausland bekannte tschechische Bariton Ivan Kusnjer hat sich bereits vor einigen Jahren an einer Prager Falstaff-Inszenierung beteiligt. Damals sang er jedoch nicht die Titelrolle, sondern die Rolle von Ford. Seinen Worten zufolge ist Falstaff die größte Baritonrolle, die Verdi geschrieben hat.

„Falstaff ist der Hans Sachs der italienischen Oper. Am schwierigsten ist für uns, die Falstaff singen, der erste Akt. Dieser beruht etwa vierzig Minuten lang nur auf Falstaff. Alles spielt sich in großer Geschwindigkeit ab, und wir bemühen uns, die Vorstellungen des Regisseurs zu erfüllen. Man muss bei allen Bewegungen und dem Gesang mit dem Atem aushalten. Auf die Rolle von Falstaff habe ich mich acht Monate vorbereitet. Es war eine perfekte Arbeit und ich freue mich auf die Vorstellungen.“