Fall Janoušek bringt Prager Polizei in Schwierigkeiten

Roman Janoušek (Foto: TV Prima)

Der Skandal um den Geschäftsmann Roman Janoušek und seine abgehörten Gespräche mit dem damaligen Oberbürgermeister Pavel Bém zieht Kreise, die nun die Polizeiverwaltung erreichen. Polizeipräsident Petr Lessy hat wegen Unregelmäßigkeiten bei den Ermittlungen gegen Janoušek nach seiner Fahrerflucht am vergangenen Freitag den Chef der Prager Polizei, Martin Vondrášek, zum Rücktritt aufgefordert. Lessys eigener Stellvertreter, Vladislav Husák, hat diesen Schritt bereits vollzogen.

Roman Janoušek  (Foto: TV Prima)
Roman Janoušek ist die graue Eminenz der Prager Politik. So wird er zumindest im Tschechischen Fernsehen gerne bezeichnet. Seit einiger Zeit ist er unter Druck wegen abgehörter Telefonate mit dem ehemaligen Bürgermeister Pavel Bém. Anscheinend ist ihm der Druck so sehr auf das Gemüt geschlagen, dass er am vergangenen Freitag einige Drinks benötigte. Mit 2,2 Promille Alkohol im Blut baute er mit seinem Porsche-Geländewagen einen Unfall und überfuhr anschließend die Fahrerin des Wagens. Damit aber löste er ungeahnte Erschütterungen im tschechischen Polizeiapparat aus. Die Beamten vor Ort waren offensichtlich so beeindruckt, wer ihnen da ins Netz gegangen war, dass sie einige Fehler begangen. Diese waren auch noch vor laufenden Kameras zu besichtigen. Polizeipräsident Petr Lessy:

Petr Lessy  (Foto: ČTK)
„Es handelt sich um ernsthafte Verfehlungen sowohl gegen Gesetze als auch gegen interne Dienstanweisungen. Die Polizisten hätten eine Sicherheitsüberprüfung durchführen müssen und dem Verdächtigen alle Sachen abnehmen müssen. Und sie hätten Herrn Janoušek nur den Kontakt zu seiner Familie und zu seinem Rechtsvertreter ermöglichen dürfen.“

Das ist wohl aber nicht geschehen. Fernsehbilder zeigen, wie der Geschäftsmann betrunken an seinem Auto lehnt und mit seinem eigenen Handy mehrere Telefonate führt. Danach sollen die Polizisten Janoušek zu früh wieder freigelassen haben und den Staatsanwalt zu spät über den Vorgang informiert haben. Polizeipräsident Lessy hat Konsequenzen gezogen, die Innenrevision eingeschaltet, den Fall der Prager Polizei entzogen und ihn den Kollegen aus Hradec Králové / Königsgrätz übergeben. Er ging aber noch weiter und forderte den Rücktritt des Prager Polizeichefs Martin Vondrášek. Dieser hat sich noch nicht entschieden, äußerte sich aber bereits zur Rücktrittsforderung:

Martin Vondrášek  (Foto: ČTK)
„Ich habe die Aufforderung des Polizeipräsidenten, persönliche Konsequenzen zu ziehen registriert und ich werde mich nicht um die Verantwortung für die Prager Polizei drücken. Ich weiß es erst sehr kurz und denke wirklich ernsthaft über einen Rücktritt nach.“

Ein weiterer hoher Polizeifunktionär reagierte ebenfalls: Vladislav Husák, stellvertretender Polizeipräsident, ist bereits von seinen Ämtern zurückgetreten. Ihm werden schon länger Verbindungen zu Janoušek vorgeworfen und in den Medien kursierten Gerüchte, Janoušek habe gerade ihn nach dem Unfall angerufen. Husák versicherte aber, er hätte seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zu dem zweifelhaften Lobbyisten. Petr Lessy glaubt ihm:

Vladislav Husák
„Ich sehe es als ein Beispiel für das Auftreten eines Managers, dem mehr am guten Ruf der Polizei als an seinen Funktionen liegt. Herr Husák hat mir den Rücktritt angeboten, weil er nicht weiter mit den derzeitigen Verwicklungen in Prag in Verbindung gebracht werden möchte und die Polizei nicht in Verruf bringen will. Ich weiß diesen Schritt sehr zu schätzen, vor allem weil es bei Herrn Husák absolut keine Indizien gibt, dass er in irgendeiner Weise mit den Ermittlungen des Verkehrsunfalls in Verbindung steht.“

Es bleibt nun abzuwarten, ob Janoušek nach seinem Unfall tatsächlich versucht hat, Freunde im Polizeiapparat zu kontaktieren – und wenn ja wen. Die Kausa verspricht also, noch weitere Kreise zu ziehen.