Experten besorgt: Im Herbst sind in Tschechien über 100 neue Schweinegrippe-Fälle täglich zu erwarten

Die Ausbreitung der Schweinegrippe wird in vielen Teilen der Welt bereits als gesundheitliche Bedrohung wahrgenommen. Auch in Tschechien häuft sich die Zahl der Menschen, die mit dem neuen H1N1-Virus infiziert sind. Im Vergleich zu westlichen Ländern ist ihre Zahl allerdings noch sehr gering; und keiner der bisher gemeldeten 135 Fälle nahm einen ernsthaften Verlauf. Gesundheitsministerin Dana Jurásková warnte jedoch davor, die Problematik zu unterschätzen.

Gesundheitsministerin Dana Jurásková  (Foto: ČTK)
Am Mittwoch traf Gesundheitsministerin Dana Jurásková in Prag mit führenden Vertretern des staatlichen Gesundheitsamts und den Gesundheitsbeauftragten der Kreise zusammen. Ihre Gespräche drehten sich vor allem um ein Thema: die Schweinegrippe.

„Ich möchte nicht, dass die tschechische Bevölkerung das Treffen als Signal sieht, dass sich die Situation verschlechtert habe oder dass eine akute Gefahr drohe“, gab die Ministerin auf der anschließenden Pressekonferenz zunächst zu verstehen. Im nächsten Atemzug fügte sie an:

„Die Zunahme der Ansteckungen mit dem H1N1-Virus ist in Tschechien nicht sehr dramatisch. Trotzdem sind die Regierung, das Gesundheitsministerium und die Kreisämter der Auffassung, dass man ihre Ausbreitung im Hinblick auf die drohende Pandemie nicht unterschätzen darf.“

Leiter des staatlichen tschechischen Hygiene-Amtes,  Michael Vít  (mitten),  Foto: ČTK
Aus diesem Grund hat die Gesundheitsministerin am Mittwoch die Kreise beauftragt, Vorbereitungen für die anstehenden Impfungen gegen die Schweinegrippe zu treffen. Bis Mitte September sollen die zuständigen Kreisämter ermitteln, wie viele Menschen in naher Zukunft geimpft werden müssen. Im Gegensatz zu westlichen Ländern wie den USA und Großbritannien, wo die Impfungen bereits begonnen haben, will man in Tschechien jedoch noch warten – und zwar solange, bis ein hochgradig getesteter Impfstoff auch international genehmigt ist. Das aber kann noch bis in den späten Herbst dauern, sagt der Leiter des staatlichen tschechischen Hygiene-Amtes, Michael Vít:

„Wir rechnen damit, dass wir die Impfstoffe bis Ende des Jahres, das heißt im November oder Dezember, zur Verfügung haben. Der Vorrat an Impfstoff, einem Bioprodukt, wird jedoch begrenzt sein. Die Tschechische Republik wird mit ihm 25 Prozent der Bevölkerung, also 2,5 Millionen Menschen, präventiv versorgen können. Da jeder Patient zweimal geimpft wird, werden wir also fünf Millionen Impfungen durchführen.“

Für den Herbst befürchten die tschechischen Mediziner jedoch einen ziemlich sprunghaften Anstieg der Ansteckung mit der Schweinegrippe. Die Rede ist von über 100 neuen Fällen täglich. Der Grund: Wegen der kühleren Jahreszeit werden auch die Erkrankungen mit der normalen Grippe wieder zunehmen, so dass sich die Erreger beider Krankheiten schneller ausbreiten würden. Gesundheitsministerin Dana Jurásková rief daher zum Handeln auf:

„Ich möchte hiermit an die tschechischen Bürger appellieren, sich schon sehr bald gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen.“

Ein Appell, der diesmal vermutlich mehr Gehör finden dürfte als in früheren Jahren.