Europa zwischen Leben und Verderben - Vaclav Hollar in Prag

Vaclav Hollar, Portrait von Jan Meyssens

"Europa zwischen Leben und Verderben" - so sah der Künstler Wenzel Hollar im 17. Jahrhundert unseren Kontinent. Vor 400 Jahren wurde der Kupferstecher und Zeichner in Prag geboren, jetzt ehrt ihn seine Heimatstadt mit einer großen Werkschau. Seit letzter Woche sind seine Zeichnungen und Stiche im Kinsky- Palast der Prager Nationalgalerie zu sehen.

"Das ist eine gutte Katz, die nicht nascht" heißt eine der bekanntesten Zeichnungen Wenzel Hollars. Und so drängen sich vor dem Bild der ernsten Katze die Besucher im Kinsky-Palast. Zeichnungen von Tieren und schönen Damen, Schiffe im Hafen von Antwerpen, Städte, Kirchen und ein amerikanischer Ureinwohner in London: das Werk des Barockkünstlers gibt die ganze Bandbreite europäischen Lebens im 17. Jahrhundert wieder. Und dies will die Kuratorin der Ausstellung, Alena Volrabova, den heutigen Betrachtern vermitteln:

"Wir haben die Ausstellung 'Wenzel Hollar - Europa zwischen Leben und Verderben' genannt, weil wir seine Person und sein Werk in ihrem zeitgeschichtlichen Kontext präsentieren wollten. Das 17. Jahrhundert war einerseits eine kulturelle Blütezeit, andererseits wurden die Menschen von Krieg und anderen Katastrophen heimgesucht. Wir stellen hier vor allem Hollars Werke aus, aber auch einige Arbeiten von Künstlern, die er gekannt haben könnte oder die ihn beeinflussten. Damit versuchen wir, das Bild des kulturellen Milieus im Europa des 17. Jahrhunderts zu erweitern."

Die Ausstellung folgt den Lebensabschnitten des Künstlers: sie beginnt mit Stichen von Künstlern aus Prag vom Beginn des 17. Jahrhunderts und Hollars ersten Zeichnungen. Als Zwanzigjähriger musste er die böhmischen Länder verlassen und verbrachte einige Jahre am Rhein. Seinen Aufenthalt dort hielt Hollar in Zeichnungen und Stichen fest. In Köln traf Hollar seinen großen und einzigen Förderer, den Earl von Arundel. Ihm folgte der Künstler nach London. Nach dem Tod des Mäzen blieb Hollar sein Leben lang von Geldsorgen geplagt. Davon erzählen seine Bilder: es handelt sich meist um Auftragsarbeiten, viele Buchillustrationen sind beispielsweise darunter.

"Er hat aus seinem Leben sehr viel gemacht. Er muß von morgens bis abends gearbeitet haben. Das ist richtiges Handwerk. Trotz seiner unglaublichen Produktivität hatte er kein Gück, er mußte flüchten und konnte niemals nach Prag zurückkehren. Und obwohl er vielleicht der beste Künstler der Welt in seiner Zeit war, blieb er bescheiden",

so der Kommentar von Eva, einer Besucherin. Hollar blieb von den Heimsuchungen des 17. Jahrhunderts nicht verschont: Er mußte vor Kriegen fliehen und sein Sohn, der das Talent des Vaters geerbt hatte, starb an der Pest. Trotzdem sind seine Bilder keinesfalls düster. Und zwar nicht nur die "Gutte Katz". Eine andere Besucherin meint:

"Mir als Frau gefällt besonders, die Mode in Hollars Zeichnungen anzusehen. Hollar war einer der ersten, der aufmerksam Kleidung gezeichnet hat. Das fasziniert mich sehr. Außerdem gefällt mir, wie er sich gotischer Architektur angenähert hat. Er hat den Eindruck des unglaublich Imposanten, das diese Architektur ausmacht, eingefangen."

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. Januar im Kinsky-Palast auf dem Altstädter Ring zu sehen.