Euro Jazz sendet via Internet Musik aus Europa für Europa

La página web de Euro Jazz

In Prager Clubs kommen Jazzfans schon lange auf ihre Kosten. Für all diejenigen, die auch jenseits der tschechischen Hauptstadt gerne Jazz hören, hat der tschechische Rundfunk jetzt im Internet ein ganz besonderes Angebot. Auf einer eigenen Seite wird via Internetradio rund um die Uhr Jazz gesendet.

„Nein, nein, amerikanischer Jazz ist bei uns nicht verboten“, sagt Petr Vidomus, Musikredakteur und Mitbegründer des Jazz-Projekts. Aber er will zeigen, dass der Jazz auch ein anderes Gesicht hat: ein europäisches. Deshalb widmet der tschechische Rundfunk dem europäischen Jazz jetzt eine eigene Internetseite. Inklusive Onlineradio. Das Projekt nennt sich Euro Jazz – und der Name ist Programm. Zu 20 Prozent wird tschechischer Jazz gespielt, zu 40 Prozent Jazz aus anderen europäischen Ländern. Petr Vidomus:

„In Europa gibt es viele junge, talentierte Musiker, viele kleine, ambitionierte Labels, die es schwer haben, Zuhörer zu bekommen. Ihre Musik wollen wir verbreiten.“

Petr Vidomus
Euro-Jazz richtet sich an Jazzfans in der ganzen Welt. Über Internet kann es überall empfangen werden und der Stream besteht fast nur aus Musik – eine Sprachbarriere gibt es also beim Hören nicht. Die europäische Ausrichtung bedeutet außerdem, dass jede Woche ein anderes europäisches Land im Mittelpunkt steht. Vorgestellt wurden bereits die Jazzszenen in Dänemark, Ungarn, Frankreich und der Slowakei. Diese Woche ist Deutschland an der Reihe. Die Hörer entdecken so Gemeinsamkeiten des europäischen Jazz – aber auch Unterschiede, erklärt Petr Vidomus:

Auf dieser Seite wird via Internetradio rund um die Uhr Jazz gesendet
„Vor allem in Skandinavien fließen viele neue Elemente in den Jazz ein. Das kann aus dem Bereich der klassischen Musik sein, aus der elektronischen Musik oder aus der regionalen Volksmusik. In Ungarn zum Beispiel wird der Jazz auch von der Musik der Roma beeinflusst.“

Und wie steht es um den tschechischen Jazz?

„Es ist interessant, dass in Tschechien vor kurzem die erste Hochschule gegründet wurde, an der man ein Jazz-Studium absolvieren und mit einem Bachelor-Titel abschließen kann. Außerdem gibt es hierzulande schon eine Fachhochschule für Jazz. Nach dem Fall des Kommunismus und vor allem in den letzten zehn Jahren entwickelte sich in Tschechien eine junge Jazz-Generation, die hervorragende Platten herausbringt und vor allem – im Gegensatz zu den Generationen vor ihr – im Ausland studieren darf und diese Möglichkeit auch nutzt.“

Libor Šmoldas  (Foto: Archiv von Libor Šmoldas)
Zu dieser neuen tschechischen Jazzgeneration gehören etwa die junge Prager Gruppe Fanfán Tulipán, der Gitarrist Libor Šmoldas mit seinem Quartett oder der Organist Ondřej Pivec. Konzerttipps, Artikel und Interviews mit Musikern gibt es zum Nachlesen auf der Internetseite von Euro Jazz – allerdings nur auf Tschechisch. Und Jazz zum Anhören gibt es rund um die Uhr per Klick auf den Live-Stream unter www.rozhlas.cz/jazz.

Autor: Corinna Anton
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