EU will Polizeikooperation verstärken. Tschechien als Vorreiter.

Europas Innenminister wollen die Zusammenarbeit der Polizei intensivieren. Nicht nur bei Sportveranstaltungen, sondern auch an beliebten Urlaubszielen sollen verstärkt Polizisten aus anderen EU-Ländern zum Einsatz kommen. Tschechien ist dabei einen Schritt voraus: Bereits in diesem Sommer sind Tschechische Polizisten in Kroatien im Einsatz.

An Europas Stränden und in den großen Städten wird man in Zukunft wohl häufiger auf Polizisten aus anderen EU-Ländern treffen. Das haben die europäischen Innenminister am Montag auf ihrem informellen Treffen in Cannes beschlossen. Sie bauen dabei auf den guten Erfahrungen der Polizei-Kooperation bei der eben zu Ende gegangenen Fußball-Europameisterschaft auf. In der Schweiz und in Österreich waren im Juni Hunderte Polizisten aus anderen Ländern im Einsatz, vor allem aus Deutschland.

Die tschechische Polizei spielt bei der internationalen Zusammenarbeit eine Vorreiter-Rolle: Bereits heute ist sie während der Sommer-Monate an den Stränden Kroatiens im Einsatz. Dort verbringen eine Dreiviertelmillion Tschechinnen und Tschechen jedes Jahr ihren Urlaub. Die ersten vier Beamten der Tschechischen Polizei sind seit Ende Juni in Kroatien stationiert. Die Details erläutert Dagmar Bednařčíková vom Polizeipräsidium:

„14 Polizisten werden einander bis 1. September ablösen. Den tschechischen Touristen werden sie in der Region Split im Bereich des dalmatinischen Polizeipräsidiums zur Verfügung stehen. Sie werden auch auf den Hauptverkehrsachsen und auf den Flughäfen eingesetzt werden; überall dort, wo es zu Problemen kommen könnte. Die Polizisten tragen die Uniform der tschechischen Polizei, werden aber weder Waffen noch Handschellen mit sich führen und keine dienstlichen Maßnahmen treffen.“

Die Frage der Bewaffnung und der Befugnisse der Polizisten im Ausland muss auch unter den EU-Innenministern noch akkordiert werden. Eine einheitliche Ausstattung und Ausbildung wird ebenfalls überlegt. Derzeit gibt es in diesen Fragen innerhalb der Union noch große Unterschiede. Auch die tschechischen Polizistinnen und Polizisten in Kroatien sollen ihren Landsleuten vor allem bei der Verständigung helfen. Eingesetzt werden daher nur Polizisten mit guten Kroatisch-Kenntnissen. Über seine Aufgaben in Kroatien erzählt der tschechische Polizist Richard Galant, der zur Zeit im Zentrum von Split im Einsatz ist:

„Hauptsächlich haben wir Verluste und Diebstähle, aber auch Verletzungen sind dabei. Es geht darum, dass wir unsere Leuten helfen, wenn sie Unterstützung brauchen und Probleme mit der kroatischen Sprache haben. Wir werden direkt auf der Straße eingesetzt, dort wo wir am meisten mit unseren Bürgern in Kontakt kommen. Das sind gemischte Streifen: kroatische Polizisten und ein tschechischer Polizist.“

Die tschechischen Polizistinnen und Polizisten wollen damit zu einem ungetrübten Urlaub Hunderttausender ihrer Landsleute beitragen. Im vergangenen Jahr kehrten immerhin 17 von ihnen nicht mehr von ihrer Kroatien-Reise zurück. Und in diesem Jahr starben bereits sieben Tschechen in ihrem Lieblings-Urlaubsland. Todesursache Nummer 1 sind Herzinfarkte gefolgt von Verkehrsunfällen.