EU-Beitrittsfest in Ceske Budejovice

Foto: CTK

Der Landkreis Südböhmen einschließlich dessen Hauptstadt Ceske Budejovice/Budweis pflegt seit Jahren gute Beziehungen zum benachbarten Bayern und Oberösterreich, für die sich mit der EU-Erweiterung neue Handlungsräume erschließen werden. Auch in Budweis wurde und wird immer noch gefeiert. Jitka Mladkova besuchte Budweis am Freitag:

Ceske Budejovice
Die Feierlichkeiten anlässlich des EU-Beitritts Tschechiens sind in der südböhmischen Kreishauptstadt für ganze drei Tage anberaumt. Zu ihrem Auftakt fand in Budweis am Freitagnachmittag eine Festversammlung in der städtischen Konzerthalle statt. Neben Vertretern des Landkreises Südböhmen und der Stadt sind auch Delegationen aus Bayern und Oberösterreich zu der Feier angereist, mit denen Südböhmen schon seit Jahren Kontakte pflegt. Die Festreden einzelner Ehrengäste hatten vieles gemeinsam, vor allem aber - wie schließlich zu erwarten war - die Freude über die EU-Erweiterung, und namentlich über den EU-Beitritt Tschechiens und die sich daraus für die Zukunft ergebenden Chancen. Wie gesagt, beiderseits der gemeinsamen Grenzen hat man nicht gewartet, erst ab 1. Mai Partnerschaften zu knüpfen. Diese sind mancherorts seit Jahren im Gange. Dies bestätigte in einem Gespräch für Radio Prag auch bayrische Staatsminister Erwin Huber:

"Seit der Öffnung der Grenze 1989 haben sich sehr viele wirtschaftliche und kulturelle Kontakte entwickelt. Es gibt die Euroregionen, d.h. den Zusammenschluss von Städten, die über die Grenze hinweg gemeinsame Projekte betreiben. Wir haben erfreulicherweise sehr viele Schulpartnerschaften. Es gibt zwischen Bayern und Tschechien etwa 200 Schulpartnerschaften, es gibt einen regen Schüleraustausch und es kommen jedes Jahr Schüler für ein ganzes Jahr nach Bayern, um hier an einer Schule zu arbeiten und zu lernen, d.h. die Menschen haben nicht auf den Vertrag und auf den Beitritt gewartet, sondern haben das Leben an der Grenze miteinander und in guter Nachbarschaft sehr beherzt gestaltet."

EU-Beitritt-Feier  (Foto: CTK)
Nun, aber auch nach den Sonntagsreden über die gute Nachbarschaft kehrt immer wieder der Alltag ein. Bei einer praktischen Umsetzung wird diese Zusammenarbeit aber auch durch praktische Maßnahmen gebremst. Z.B. durch die aufgeschobene Freizügigkeit für tschechische Arbeitskräfte uaf dem deutschen Arbeitsmarkt. Auch das haben einige Redner in CB angedeutet, indem sie die EU-Erweiterung sowohl mit Chancen als auch mit Risiken verbunden sahen. Schließlich war es in jüngster Zeit nicht zu überhören, dass sich die EU-Nettozahler Deutschland und Österreich durch die Abwanderung von Arbeitsplätzen in Billiglohn- bzw. Billigsteuer-Gefilde der Neumitglieder gefährdet fühlen, die obendrein ab dem 1. Mai auch als Höchstfördergebiete der EU gelten, was Investitionen anbelangt. Danach gefragt hatte der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer folgende Antwort parat:

"Was die Fördergebiete anbelangt ist sehr schwer, da ist schwer zu argumentieren, dass wir Nettozahler und die anderen Empfänger sind. Aber uns muss an einem wirtschaftlichen Gedeihen auch dieser Regionen gelegen sein, denn das ist auch ein Stück Friedensicherung, dass das Wohlstandsgefälle nicht durch Europa geht."

Im Gespräch mit Bayerns Staatsminister Huber bat ich ihn abschließend um ein kurzes Grußwort für seine Mitbürger und zugleich Hörerinnen und Hörer von Radio Prag:

"Ich grüße alle Deutschen hier aus Tschechien und ich wünsche, dass wir gemeinsam den Mut und die Kraft und den Weitblick haben, dieses Europa miteinander zu gestalten: Haben Sie keine Angst, haben Sie keine Sorgen, wir werden auch dies schaffen. Lasst uns das Miteinander zu Gunsten unserer Kinder und Enkel in Frieden und Freiheit gestalten."

Auch in Ceske Budejovice wurde die feierliche Versammlung - wie könnte es anders sein - mit der Europäischen Hymne beendet.