Er erfand die Ausnüchterungsstation:zum Tod von Jaroslav Skála

Jaroslav Skála, foto: ČTK

Das Wort „Roboter“ oder harte Kontaktlinsen sind mehr oder weniger bekannte Erfindungen, die der Welt von Tschechen beschert wurden. Nur wenige wissen jedoch, dass auch eine nützliche Einrichtung medizinischer Art in Tschechien ihre Wurzeln hat – die Ausnüchterungsstation. Die erste von Medizinern betreute Ausnüchterungsstation wurde in Prag vor 56 Jahren von Psychiater Jaroslav Skála gegründet. Der mit der Zeit nicht nur in Tschechien berühmt gewordene Heiler unverbesserlicher Trinker ist am Montag im Alter von 91 Jahren in Prag gestorben.

Jaroslav Skála,  foto: ČTK
Apollinaris – für Deutsche eindeutig ein gesundes Mineralwasser. Nicht so für Tschechen. Für sie steht „Apolinář“ – wie Apollinaris auf Tschechisch heißt – für die Prager Heilanstalt für Alkohol- und Drogensüchtige. Wenn jemand „u Apolináře“ war, bedeutet es zumeist, dass er sich einer Entziehungskur in der erwähnten Anstalt unterzogen hat. Manchmal kann man bis heute noch anstelle von „u Apolináře“ sagen, er sei „u Skály“ (bei Skála) gewesen. Jaroslav Skála reagierte 1951 mit der Gründung der Ausnüchterungsstation „Apolinář“ darauf, dass es damals an entsprechenden Einrichtungen für Menschen mangelte, die Probleme mit dem Alkohol hatten, in Konflikt mit ihrer Familie und ihrer Umgebung gerieten, also dringend eine Therapie brauchten. „Apolinář“ – das war eine Ausnüchterungsstation und Entziehungsanstalt zugleich – die Kombination von akuter und nachhaltiger Hilfe war damals einzigartig. Eine Besonderheit der Prager Ausnüchterungsstation war die Tatsache, dass sich die Patienten selbst um die eingelieferten Alkoholiker kümmerten. Sie sollten begreifen, wie es für ihre Umgebung war, wenn sie selbst in einem ähnlichen Zustand irgendwo auftauchten.

Jaroslav Skála hatte nicht Wasser gepredigt und dabei Wein getrunken, seit 1951 hat er aus Solidarität mit seinen Patienten keinen Alkohol mehr angerührt. Skála leitete den „Apolinář“ 35 Jahre lang. Er ist durch seine harten Therapiemethoden bekannt geworden. Der Experte lehnte es jedoch ab, sie „hart“ zu nennen. Skála selbst bezeichnete sie vielmehr als anspruchsvoll und konsequent:

“Ich meine, dass wir das Problem sehr unterschätzen. Die Folgen und Schäden des Alkohols kommen über uns wie eine Überschwemmung. Die Tatsache, dass bei uns jährlich rund zehn Liter harten Alkohols pro Kopf verbraucht werden, ist alarmierend genug.“

Skálas Methoden werden immer noch weiter entwickelt. Psychotherapeutische Gruppen, die Skála für Alkoholiker nutzte, wurden später auch für Drogenabhängige eingeführt. Selbst als Rentner befasste sich Jaroslav Skála mit medizinischer Arbeit. Anlässlich seines 90. Geburtstags drehte Regisseurin Helena Třeštíková einen Dokumentarfilm über ihn. Sie erinnert sich an ihn als einen sehr inspirierenden, aktiven Menschen:

„Obwohl er in der Zeit, als wir den Film drehten, schon schlecht sah und hörte, hat er alles bewältigt. Er kannte alle neuen Behandlungsmethoden. Es ist bewundernswert, dass er sich mit so viel Engagement seinem Fach widmete in einer Zeit, in der er schon mit bestimmten Handicaps zu kämpfen hatte. Ich bewundere ihn auch heute noch.“