Eishockey-WM in Minsk: Fans hoffen auf Medaillen, Menschenrechtler kritisieren Regime

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In der weißrussischen Hauptstadt Minsk wurde am Donnerstag offiziell die Eishockey-WM eröffnet. Die tschechische Nationalmannschaft ist auch diesmal wieder dabei und trifft zum Auftakt auf die Slowakei. Doch macht die tschechische Hilfsorganisation Člověk v tísni („Mensch in Not“) anlässlich der Eröffnung des Turniers auf die Verletzung der Menschenrechte im WM-Gastgeberland aufmerksam

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In der letzten Zeit hatten die etwas verwöhnten tschechischen Eishockeyfans kaum einen Grund zum Jubeln. Bei den olympischen Winterspielen in Sotschi scheiterte das tschechische Nationalteam schon im Viertelfinale, letztes Jahr belegte die Mannschaft Tschechiens bei der WM nur Rang sieben. Nun hoffen die Eishockeyfans hierzulande auf bessere Resultate, möglichst sogar auf eine Medaille. Vladimír Růžička hat den zurückgetretenen Alois Hadamczik als Nationaltrainer abgelöst. Der Kapitän der goldenen Olympia-Mannschaft von Nagano 1998 ist damit nach vier Jahren an die Spitze der Nationalmannschaft zurückgekehrt. 2010 gewann Růžička mit dem damals unterschätzten Team WM-Gold. Wegen der Arbeit bei der Nationalmannschaft gab der 50-Jährige seinen Trainer-Posten bei Slavia Prag auf. Viele Eishockeyliebhaber hierzulande sehen in Růžička eine Art Erlöser. Selbst sagt er im Vorfeld der WM:

Vladimír Růžička  (Foto: ČTK)
„Die Erwartungen sind groß. Es kommt darauf an, wie wir die WM eröffnen. Denn gleich zu Beginn stehen sehr wichtige Spiele auf dem Programm.“

In den ersten drei Spielen trifft das tschechische Team neben der Slowakei noch auf Schweden und Kanada. Das sind anders als bei früheren Weltmeisterschaften gleich drei Spiele gegen starke Gegner in Folge. Trotzdem atmete der Nationaltrainer am Donnerstag erleichtert auf:

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„Ich halte es für gut, dass das Turnier jetzt beginnt. Wir haben uns vier oder fünf Wochen lang vorbereitet. In dieser Zeit hat sich die Zusammensetzung des Teams stark geändert. Einige NHL-Spieler haben sich der Mannschaft angeschlossen sowie einige Spieler, die im Finale der russischen KHL standen.“

Inzwischen haben die tschechischen Eishockeycracks bereits dreimal in der Sporthalle in Minsk trainiert. Vladimír Růžička bereitet bislang aber noch das Überzahlspiel einige Sorgen. Am Donnerstag war er sogar richtig erbost:

Jaromír Jágr  (rechts). Foto: ČTK
„Sie suchen alle immer nur Jágr. Ich glaube nicht, dass sie Angst haben, selbst mal abzuziehen. Sie sind aber einfach nicht in der Lage, das Tor zu treffen.“

Tatsächlich steht die tschechische Eishockey-Legende Jaromír Jágr erneut im Aufgebot. Der 42-jährige Stürmer des NHL-Klubs New Jersey Devils genießt zweifelsohne viel Respekt unter seinen Mitspielern. Der jüngste Spieler im tschechischen Team, Tomáš Hertl vom Verein San José Sharks, ist 22 Jahre jünger als Jágr. Neben Hertl und Jágr hat der Trainer noch vier weitere NHL-Profis ins Team berufen. Die weiteren Spieler kommen aus der russischen KHL und der tschechischen Extraliga. Als Torwart Nr. 1 wurde Alexander Salák von Sankt Petersburg nominiert. Das Auftaktspiel gegen die Slowakei findet am Freitagabend statt.

Kampagne gegen das weißrussische Regime  (Foto: YouTube)
Während sich die Eishockeyfans zweifelsohne auf die WM in Minsk freuen, hat die tschechische Hilfsorganisation „Mensch in Not“ eine Kampagne gegen das weißrussische Regime gestartet. Im Internet veröffentlichte sie einen Videospot, in dem zwei Kommentatoren die brutale Niederschlagung einer Demonstration gegen Machthaber Lukaschenko im Sportjargon begleiten. Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass in Weißrussland regelmäßig die Meinungs- und Versammlungsfreiheit verletzt wird. Menschenrechtler sagen, dass undemokratische Regime Sportveranstaltungen gerne für ihre eigene Propaganda nutzen. Rostislav Valvoda ist bei „Mensch in Not“ für Osteuropa-Projekte verantwortlich:

„Das Regime wird versuchen, Potemkinsche Dörfer zu präsentieren und das Bild von einem glücklichen Weißrussland zu schaffen.“

Die Hilfsorganisation ließ zudem Fan-Klatschen mit dem Motto der Kampagne bedrucken: „Ich drücke den Menschenrechten die Daumen.“ Diese Klatschen sind für die tschechischen Fans bestimmt, die nach Minsk reisen wollen.