Eishockey-Hochburg Litvínov feiert euphorisch ersten Meistertitel

Foto: ČTK

Seit Donnerstagabend herrscht in der kleinsten Erstliga-Eishockeystadt Tschechiens der Ausnahmezustand – vor überschäumender Freude und Glücksseligkeit. Denn im 25.000 Einwohner zählenden Litvínov wird groß gefeiert, weil der städtische Eishockeyclub nun erstmals nationaler Meister ist. Die Spieler des HC Verva haben den Titel nach einer großartigen Saison mit dem abschließenden 2:0-Auswärtssieg über Třinec gewonnen. Damit setzte sich Litvínov in der packenden Finalserie mit 4:3 Siegen durch.

Foto: ČTK
Auf diesen Moment hatte der Olympiasieger und dreifache Weltmeister Martin Ručinský seine ganze Karriere über gewartet: Erschöpft, aber inbrünstig stieß er einen Schrei der Freude aus, als er als erster Spieler des HC Verva Litvínov den Masaryk-Pokal in die Höhe stemmen durfte. Es war der verdiente Lohn für eine herausragende Saison der Nordböhmen, in der sie 48 von 69 Spielen gewannen und dabei nie öfter als zweimal hintereinander verloren. Und für den bereits 44-jährigen Ručinský ging am Ende ein Kindheitstraum in Erfüllung:

Ivan Hlinka  (Foto: Petr Tomasovsky,  CC 3.0)
„Als Spieler habe ich schon für nichts anderes mehr gelebt als für diesen Meisterpokal. Ich wollte ihn stets für diese Stadt und für diesen Club gewinnen, denn sie haben ihn verdient. Man muss nur erwähnen, wie viele Top-Spieler dieser Verein hervorgebracht hat, dann sage ich nur: Der Pokal gehört hierher!“

Das hat der Club in der Tat: Nicht weniger als 23 Akteure aus Litvínov haben bisher in der ruhmreichen nordamerikanischen Profiliga NHL gespielt, und zum einzigen Olympiasieg der Tschechen 1998 in Nagano trugen gleich acht Spieler aus der „Litvínov-Schule“ sowie Club-Ikone Ivan Hlinka als Chefcoach bei. Der leider wegen eines Autounfalls zu früh verstorbene Hlinka wird bis heute als Legende verehrt.

So wie die Fans dachte auch das Triple-Gold-Club-Mitglied Jiří Šlégr, der als stellvertretender Clubchef und Reservespieler am Erfolg mitwirkte, zuerst an Ivan Hlinka, die große Vaterfigur des Vereins:

Jiří Šlégr  (Foto: ČTK)
„Als das Spiel zu Ende war, haben wir uns mit Tränen in den Augen gesagt, dass er uns von oben aus sieht. Ich denke, dass er uns auch geholfen hat. Wir hatten etwas mehr Glück und haben so die Finalserie erfolgreich beendet. Hlinka hat dabei vom Eishockeyhimmel aus zugesehen und schützend seine Hand über uns gehalten.“

Ručinský und Šlégr sind zwei verdienstvolle Spieler am Ende ihrer Karriere, doch es brauchte auch jüngere, neue Helden, um den Titeltraum wahr werden zu lassen. Zu ihnen gehören der Doppeltorschütze der entscheidenden Finalpartie František Lukeš sowie der überragende Spieler der Saison und der Playoffs, Torhüter Pavel Francouz. Der 24-jährige Goalie unterstrich, dass die Mannschaft ihr großes Ziel nie aus den Augen verloren hat:

Finalserie der tschechischen Erstliga  (Foto: ČTK)
„Wir waren sicher nicht begeistert, als wir den 3:1-Vorsprung in der Finalserie eingebüßt haben und Třinec zum 3:3 ausgleichen konnte. Niemand aus dem Team aber hat den Glauben an unsere Stärke verloren. Als wir die vierte Partie gewonnen hatten, sagten wir uns, dass wir drei Versuche haben, um den Sack zuzumachen. Zwei davon schlugen fehl, doch den dritten Versuch haben wir gemeistert.“

Und deshalb herrscht nun am Fuße des Erzgebirges in ganz Litvínov und Umgebung Jubel, Trubel, Heiterkeit und großer Stolz über den Gewinn der ersten Meisterschaft. Nicht wenige Arbeitgeber aus der Stadt haben ihre Mitarbeiter daher am Freitag von der Arbeit freigestellt. Und die Fans, die die ganze Nacht über auf die Rückkehr ihrer Helden gewartet haben, danken es ihnen:

Foto: ČTK
„Es wäre eine Sünde, am heutigen Tag zu arbeiten“, sagte der eine, und ein zweiter betonte: „Wir haben auf diesen Titel sehr lange gewartet und solch einen Triumph können wir vielleicht nur einmal im Leben feiern.“

Man darf also sicher sein, dass in Litvínov nun mehrere Tage durchgefeiert wird. Die Spieler des neuen Meisters haben ihre Jubelparty bereits mit einer Sektdusche in der Kabine der Werk-Arena in Třinec begonnen.

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen