Ein vernachlässigtes Thema: der jüdische Widerstandskampf

Der Sitz des Senats

Im Senat war sie schon vor drei Jahren zu sehen. Nun wird sie in Prag erstmals für die breite Öffentlichkeit gezeigt: die Ausstellung „Die Juden im Kampf und im Widerstand“. Sie dokumentiert Schicksale von tschechischen und slowakischen Juden, die sich im Zweiten Weltkrieg am Widerstandskampf beteiligten, zu Hause oder in der Emigration. Maria Hammerich-Maier war bei der Ausstellungseröffnung am Dienstag dabei und weiß mehr.

Der Sitz des Senats
Der Widerstandskampf tschechoslowakischer Juden werde im Allgemeinen vernachlässigt. Dies konstatierte Eva Benešová, die ehemalige Vorsitzende der Vereinigung jüdischer Widerstandskämpfer, in ihrer Begrüßungsrede bei der Vernissage. Doch dieses Thema gehöre untrennbar zur Geschichte der Juden, nicht erst im Zweiten Weltkrieg, sondern von Beginn an. Einige wenige Akteure der jüdischen Resistance haben die Hitler-Zeit überlebt, die meisten mussten ihren Mut jedoch mit dem Tod bezahlen - so auch der junge Slowake Marek Frauwirth. Kurzzeitig am slowakischen Konsulat in Prag beschäftigt, schützte Frauwirth zahlreiche Juden vor der Verfolgung aufgrund der Nürnberger Rassengesetze: Ausreisewillige versorgte er mit Pässen und Visa. Marek Frauwirth widersetzte sich den Nationalsozialisten auch offen:

„Dieser junge Mann beteiligte sich an den Protestkundgebungen, die die Prager Studenten im Oktober 1939 anlässlich des Jahrestages der tschechoslowakischen Staatsgründung abgehalten haben. Nach diesen Protesten wurden die Hochschulen geschlossen. Marek Frauwirth war unter den Studenten, die im November 1939 hingerichtet wurden“,

berichtet Zlatica Zudová-Lešková, die Kuratorin der Ausstellung.

Der Widerstand der Juden begann sofort nach der gewaltsamen Zerschlagung der Tschechoslowakei am 15. März 1939. Jüdische Widerstandskämpfer waren sowohl im Protektorat Böhmen und Mähren als auch in der Slowakei aktiv. Einige setzten den Widerstandskampf nach der Emigration vom Ausland aus fort, etwa bei der britischen Luftwaffe.

Die Dokumentation der Schicksale von Widerstandskämpfern ist im Jüdischen Bildungs- und Kulturzentrum noch bis Ende Mai auf Tschechisch zu sehen. Sie wird aber auch in einer englischen und deutschen Ausgabe gezeigt, und zwar zeitlich versetzt, ab 19. April, in der Jubiläumssynagoge in Prag. Auf Deutsch ist außerdem eine Publikation zur Ausstellung erschienen.

„Für den deutschsprachigen Leser wird die Problematik der Resistance und des Widerstandskampfes der tschechoslowakischen Juden im Zweiten Weltkrieg auch in dem Buch ‚Tschechische und slowakische Juden im Widerstand 1939 bis 1945‘ dargestellt. Das Buch wurde vom Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt am Main herausgegeben“,

so Zlatica Zudová-Lešková.

Am 28. April wird das Buch am Goethe-Institut Prag präsentiert. Über den Holocaust und den Widerstandskampf der Juden werde ohnedies in Tschechien viel zu wenig berichtet, merkte ein Besucher der Vernissage kritisch an. Er forderte, dies zu ändern; denn der Widerstandskampf, das seien bleibende Werte, und was die tschechischen und slowakischen Juden während des Zweiten Weltkriegs erduldet hätten, das gehe alle etwas an.