Ein Team, zwei Gesichter - gegen Spanien der Sensation nahe, gegen Liechtenstein mit Mühe

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Die tschechische Fußballnationalmannschaft hat alle Chancen gewahrt, sich zur Europameisterschaft im kommenden Jahr zu qualifizieren. Das ist das nüchterne Ergebnis vom Doppelspieltag, der am Dienstag zu Ende ging. Im Einzelnen aber gibt das Team eher Rätsel auf. Denn die Spiele gegen Spanien, also den schwersten Gegner der Qualifikationsgruppe, und gegen Liechtenstein als dem leichtesten Gegner haben wenig zu einer Standortbestimmung getaugt.

Michal Bílek  (Foto: ČTK)
Gegen Welt- und Europameister Spanien 1:2 verloren und gegen Liechtenstein 2:0 zu Hause gewonnen. Das sind die beiden Resultate der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft am Doppelspieltag. In der Qualifikationsgruppe I liegt damit das Team von Nationaltrainer Michal Bílek weiterhin ungefährdet auf Rang zwei. Diesen Platz will man gerne bis zum letzten Spieltag halten, so das Ziel. Warum sich also sorgen?

Doch der mühsame 2:0-Sieg gegen Außenseiter Liechtenstein und die knappe Niederlage gegen das derzeit stärkste Team der Welt passen irgendwie nicht zusammen. Gegen Spanien lag Tschechien sogar eine halbe Stunde lang mit 1:0 in Führung. Ein Unentschieden wäre möglich gewesen, urteilte danach Nationaltrainer Bílek. Unerklärlich dann, was Bílek am späten Dienstagnachmittag im Heimspiel gegen Liechtenstein mit ansehen musste:

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„In der ersten Hälfte haben wir den Gegner in einigen Situationen nicht im Griff gehabt. Wir haben in einigen Dingen in der Offensive nicht gut agiert. Das betrifft den Torabschluss, wir haben völlig überflüssig Bälle verloren und sind auch nur zu wenigen Chancen gekommen.“

Und das alles gegen die Nummer 143 der Fifa-Weltrangliste. Dabei hatten sich die meisten der knapp 7000 Zuschauer im ausverkauften kleinen Stadion von České Budějovice / Budweis wohl eher ein tschechisches Schaulaufen erhofft. Die Hoffnung nährte zudem Stürmer Milan Baroš mit seinem frühen Tor in der 3. Spielminute. Was danach geschah, schilderte Baroš aus Sicht der Akteure auf dem Feld:

Tomáš Rosický und Wolfgang Kieber  (Foto: ČTK)
„Wir haben erwartet, dass wir mit weiteren Toren gut ins Spiel kommen. Leider hat das nicht geklappt. Die Liechtensteiner haben gut verteidigt, sie haben sich in ihren Sechzehner zurückgezogen, es war schwierig den Ball da hindurchzubekommen. Wir haben aber den Ball beim Umschalten zum Angriff auch nur sehr langsam laufen lassen. Da waren zu viele Ballberührungen. Auf diese Weise hatten die Liechtensteiner Zeit, sich in der Abwehr zu formieren.“

Anstatt Chancen im Minutentakt bekamen die Zuschauer ein zähes Ringen zu sehen. Im Mittelfeld und vor allem in der Abwehr zeigte sich die Mannschaft um den Ex-Dortmunder Tomáš Rosický unkonzentriert. Damit gab es zumindest eine Parallele zum Spanien-Spiel: die löchrige Abwehr. Während die Spanier dies eiskalt bestraften, waren die braven Mannen aus dem Fürstentum aber weit von einem Torerfolg entfernt. Und so bleibt als Fazit eine alte Fußballerweisheit, vorgetragen von Milan Baroš:

Franz Burgmeier und Milan Baroš  (Foto: ČTK)
„Wichtig sind die drei Punkte, auch wenn wir sie auf Kosten eines guten Spiels gewonnen haben. Aber die Geschichte wird danach nicht fragen, falls wir uns qualifizieren.“

Im nächsten Spiel der Qualifikation im September müssen die Tschechen bei den Schotten antreten. Es ist ein Treffen unter Leidensgenossen, denn die Schotten haben sich im vergangenen Herbst gegen Liechtenstein auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Es reichte damals nur zu einem knappen 2:1-Sieg.

Autor: Till Janzer
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