Ehemalige deutsche Mitbürger zu besuch in Most/Brüx

Jos Chabert

Am vergangenen Wochenende fand im sächsischen Kurort Seiffen das Treffen der Heimatgemeinde des Bezirkes Brüx statt, in der ehemalige Staatsbürger der Tschechoslowakei vereint sind, die nach 1945 ihre Heimat verlassen mussten. 1999 nahm an diesem Treffen, das in den vergangenen Jahrzehnten traditionsgemäss in Erlangen veranstaltet wurde, zum ersten Mal auch der Bürgermeister der nordböhmischen Stadt Most/Brüx teil. Seine Präsenz an dem Treffen erwies sich als ein Impuls, grenzüberschreitende Kontakte zu knüpfen. Näheres von Jitka Mladkova.

Rund 300 Teilnehmer des Treffens in Seiffen, dem diesjährigen Begegnungsort der erwähnten Heimatgemeinde, kamen am Samstag in das nur einen Steinwurf entfernte Most/Brüx, um einer feierlichen Messe, zelebriert vom Leitmeritzer Bischof Josef Koukl in der Maria-Himmelfahrt-Kirche, beizuwohnen. Und nicht nur das. Eine Delegation der deutschen Gäste wurde auch vom stellvertretenden Bürgermeister der Stadt, Borek Valvoda, empfangen. Dass die beiden Treffen - sowohl das letzt- als auch das diesjährige - als Impulse für den Ausbau der gegenseitigen Zusammenarbeit gelten, bestätigte Valvoda in einem Telefongespräch mit Radio Prag:

"Ich glaube, dass dies auf jeden Fall Impulse für uns waren, so haben wir es auch wahrgenommen. Wir haben uns darüber ausgetauscht, was weiter gemacht werden kann, und jetzt wollen wir das im Stadtrat besprechen und auswerten. Die Sache ist natürlich delikat. Wir suchen nach Schritten, die die überflüssigen Animositäten, die bei manchen Menschen immer noch vorherrschen, beseitigen zu helfen".

Eigenen Worten zufolge habe der Vize-Bürgermeister von Most bisher keine negativen Reaktionen im Zusammenhang mit dem Besuch und offiziellen Empfang ehemaliger deutscher Mitbürger verzeichnet. Er wollte sie aber nicht ausschliessen mit dem Hinweis, dass besonders bei der älteren Generation das aus der Vergangenheit herrührende tschechisch-deutsche Problem immer noch sehr empfindlich wahrgenommen wird. Immerhin, man will auf beiden Seiten vor allem der Zukunft entgegensehen. Dazu Borek Valvoda:

"Wir haben uns vor zwei Jahren für diese zunächst kleinen Schritte zur gegenseitigen Versöhnung und zur Verständigung entschlossen und auch dafür, darüber zu sprechen, wie es weiter gehen sollte. Denn wenn wir in die EU wollen, dann müssen auch wir selbst miteinander reden und uns über bestimmte Fragen austauschen."

Ähnlich äusserte sich auch Ernest Wollrab, Leiter der vorwiegend aus Bayern und Sachsen stammdenden Delegation der Deutschen, die nach mehr als 50 Jahren die nordböhmische Stadt Most/Brüx erstmals besucht haben. " Wir wollen dazu beitragen", so Wollrab für die Nachrichtenagenturen CTK und DPA," unsere Beziehungen zu festigen. Wenn uns dies gelingt, ist das tragische und schmerzliche Kapitel in der gemeinsamen Geschichte von Deutschen und Tschechen geschlossen."