Drogenkonsum: Mangel an Therapiezentren

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In Tschechien fehlen Kapazitäten für die Therapierung von Drogenabhängigen. Trotzdem gelingt es, die Folgen des Drogenkonsums zu bekämpfen.

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37 Prozent der 15- und 16-Jährigen in Tschechien haben bereits Erfahrungen mit Cannabis gemacht. Das geht aus dem Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMSDDA) hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Das ist immerhin der höchste Wert innerhalb der EU. Nichtdestotrotz halten die Experten die Drogenprävention hierzulande für vergleichsweise wirksam. Martina Schneibergová fasst zusammen.

Fast 20 Prozent der jungen Menschen in Tschechien haben mindestens einmal im Leben Marihuana oder Haschisch ausprobiert. Was den Cannabis-Konsum bei den 15-und 16-Jährigen betrifft, steht das Land EU-weit sogar an der Spitze. In dieser Altersgruppe haben hierzulande nämlich ganze 37 Prozent der Jugendlichen schon Erfahrungen mit der Droge gemacht.

Viktor Mravčík  (Foto: Archiv Radio Wave)
Gras ist jedoch nur ein kleines Problem hierzulande, meint zumindest Viktor Mravčík. Er leitet das tschechische Drogenbeobachtungszentrum. Seinen Worten zufolge mangelt es vor allem an Plätzen für die Substitutionstherapie für diejenigen, die von „harten“ Drogen abhängig sind:

„Es gibt in Prag nur wenige Zentren und sehr geringe Kapazitäten für die Methadon-Therapie. Ein weiteres Arzneimittel, das bei der Substitutionstherapie eingesetzt wird, ist Buprenorphin. Dieses wird jedoch von den wenigsten Krankenkassen bezahlt. Die Patienten sind gezwungen, die Kosten selbst zu tragen.“

Mravčík zufolge ist die Antidrogen-Politik in Tschechien verhältnismäßig günstig, vor allem im Vergleich zu der in westeuropäischen Staaten. Hierzulande gelingt es laut dem Experten gut, Infektionskrankheiten zu bekämpfen, die mit dem Drogenkonsum zusammenhängen:

„Was die schwersten Nebeneffekte des Drogenkonsums anbelangt – dazu gehören Infektionen mit dem HI-Virus oder Hepatitis – sind die Zahlen der Erkrankten in Tschechien sehr niedrig, sie liegen unter dem europäischen Durchschnitt.“

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Der Staat, die Kreise und die Kommunen geben laut Mravčík insgesamt rund eine Milliarde Kronen (19,5 Millionen Euro) für die Antidrogen-Politik aus. Der Großteil der Summe geht dabei in die Prävention und Risikobekämpfung. So hat Tschechien ein wirksames Programm zum Spritzentausch, das Land kann da ohne weiteres mit Großbritannien oder Norwegen konkurrieren. Probleme gebe es aber beim Zugang zu entsprechenden Therapien für Drogenabhängige, so der Experte. Das Netz von Beratungsstellen zerfiel Mitte der 1990er Jahre und wird allmählich wieder aufgebaut.

Dem Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle zufolge gilt Tschechien als Hauptquelle von Crystal (Pervitin). Im Vergleich mit den anderen Ländern, sind in Tschechien unter den Drogenabhängigen die Extasy-Pille und Halluzinogene wie LSD sehr gefragt.