Drogenbericht: weniger Crystal, mehr Schmerzmittel

Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Allgemein geht in Tschechien die risikoreiche Nutzung illegaler Drogen zurück. Bei Alkohol und Tabak liegt man vorn.

Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Der Bericht umfasst sowohl illegale Substanzen als auch legale Rauschmittel. Jindřich Vobořil koordiniert die Antidrogenpolitik der tschechischen Regierung. Am Montag fasste er die Tendenzen zusammen:

„Nach mehreren Jahren sinkt endlich die Zahl der problematischen Nutzer illegaler Drogen in Tschechien. Allerdings liegt der Missbrauch von Alkohol und Tabak weiter sehr hoch im Vergleich zum Rest der Welt und der Europäischen Union.“

Beispiel Alkohol. Im Land, in dem Bier als Grundnahrungsmittel gilt, trinken insgesamt 640.000 Menschen über 15 Jahre risikoreich.

Jahrelang hatte Tschechien auch bei Cannabis stets Spitzenränge inne. So gab es in keinem anderen Land so viele junge Menschen, die diese sogenannte weiche Droge eingenommen haben. Aber auch das ändert sich. Viktor Mravčík leitet das tschechische Drogenbeobachtungszentrum:

Halluzinogener Pilz  (Foto: Walt Jabsco on Foter.com / CC BY-NC-ND)
„Aus den vergangenen fünf Jahren haben wir drei Studienreihen zur Verfügung. Und alle zeigen eine Stabilisierung oder einen Rückgang bei der Nutzung von Cannabis seit 2008. Die Zahlen beziehen sich sowohl auf die Gesamtbevölkerung, als auch auf junge Menschen im Alter von 15 bis 34 Jahren. Denselben Trend zeigen die Studien auch für weitere illegale Substanzen, ob das Ecstasy, Crystal, Kokain oder halluzinogene Pilze sind.“

Immer noch ist Cannabis aber die beliebteste illegale Droge in Tschechien. Und 100.000 Menschen hierzulande nutzen es risikoreich. Bei den harten Drogen liegt die Zahl bei 47.000 Menschen, davon greifen 34.000 zu Crystal.

„Auf der einen Seite nehmen immer weniger Leute Crystal, auf der anderen steigt der Missbrauch von opioiden Analgetika, also von Schmerzmitteln auf Opium-Basis. Insgesamt ist die Zahl nicht hoch, sie liegt unseren Schätzungen nach bei etwa 1700 Menschen. Doch es ist zu einem signifikanten Anstieg gekommen. Die Lage ist ähnlich wie in den 1980er Jahren zu kommunistischen Zeiten, als die gängigen illegalen Drogen in der Tschechoslowakei nicht zu bekommen waren.“, so Viktor Mravčík.

Foto: Vangelis Thomaidis,  FreeImages
Seiner Aussage nach entspricht dies dem Trend in vielen westlichen Ländern. Überall werden verstärkt Schmerzmittel wie zum Beispiel Fentanyl missbraucht. Zugleich betont der Leiter des Drogenbeobachtungszentrums:

„Bei der Zahl tödlicher Überdosierungen von illegalen Drogen steht Tschechien vergleichsweise gut da. Das betrifft auch die Opioide. Wir haben viel mehr tödlichen Alkoholmissbrauch, der liegt mindestens zehn Mal höher.“

So stieg im vergangenen Jahr die Zahl der Menschen, die unmittelbar an den Folgen eines Saufgelages starben, auf 415 nachgewiesene Fälle.

Viktor Mravčík  (Foto: ČT24)
Andererseits hat die Europäische Drogenbeobachtungsstelle zuletzt Tschechien für seine Bemühungen in der Drogenpolitik gelobt. Dazu gehören die Versorgung von beispielsweise Heroin-Abhängigen mit sauberen Nadeln oder Substitutionsprogramme. Ersteres kann Viktor Mravčík bestätigen, das Zweite jedoch nicht:

„Bei den Substitutionsprogrammen beobachten wir in den vergangenen fünf Jahren keine Verbesserung. Der Anteil in Tschechien ist relativ niedrig. Nicht ganz ein Drittel der Abhängigen ist in Drogenersatztherapie, während es in den Ländern westlich von uns meist 60 Prozent sind.“

Vor allem in Prag sei die Lage in dieser Hinsicht schlecht, so Mravčík.