Drama um die Notlandung eines Flugzeugs in Prag - eine kurze Chronik

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Als am Donnerstag um 10.42 Uhr ein russisches Flugzeug auf dem Prager Flughafen Ruzyne notlanden musste, war dies für die Presse im Ausland das eindeutig interessanteste Thema aus Tschechien an dem Tag. Selbst die Unterzeichnung des Koalitionsvertrags fand zu dem Zeitpunkt nicht annähernd so viel Beachtung. Doch was anfangs wie eine Entführung durch Terroristen erschien, stellte sich schon am Nachmittag als Randale eines Mannes an Bord heraus. Eine kleine Chronologie des Geschehens sowie die Neuigkeiten.

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Die ersten Nachrichten sind sehr vage. Man weiß nur, dass das Flugzeug gelandet ist und mit einem Sicherheitsabstand von rund drei Kilometern zu den Abfertigungshallen auf dem Flughafengelände steht. Etwa eine halbe Stunde später fasst die Sprecherin des Prager Flughafens, Eva Krejci, zusammen:

"Kurz vor 11 Uhr ist ein Flugzeug vom Typ Airbus 320 der Fluggesellschaft Aeroflot auf dem Flug von Moskau nach Genf außerplanmäßig auf dem Flughafen Prag gelandet. Der Flugkapitän hatte eine Notlage an Bord gemeldet. Der Prager Flughafen hat daraufhin sofort die Einsatzkräfte aktiviert, das sind die Feuerwehr und der Krankenrettungsdienst."

Zu diesem Zeitpunkt wird vermutet, dass etwa tschetschenische Terroristen versucht haben könnten, das Flugzeug zu entführen. Der tschechische Polizeipräsident Vladislav Husak schickt deswegen Sondereinsatzkräfte zu der Maschine. Kurz darauf verkündet er:

"Der Täter wurde überwältigt. Aber wir führen weitere Ermittlungen durch. In gewissem Maße ist die Lage an Bord unübersichtlich."

Polizeipräsident Vladislav Husak  (links)  (Foto: CTK)
Klarer ist die Situation dann gegen halb drei am Donnerstagnachmittag. Die Polizei findet weder Waffen noch Sprengstoff an Bord des Flugzeugs und der vermeintliche Terrorist stellt sich als wütender 32-jähriger Ehemann heraus, der sich an Bord mit seiner Frau heftig gestritten hatte. Nach Zeugenaussagen war er zu dem Zeitpunkt betrunken. In seiner Rage sprach der Mann, der Wladimir Dagajew heißt, von Sprengstoff und verlangte eine Änderung des Flugkurses in Richtung Kairo. Darauf setzte der Pilot zur Notlandung an.

Während der Randalierer in Prager Untersuchungshaft kommt, müssen die 170 restlichen Passagiere des Flugzeugs bis zum Donnerstagabend in Prag ausharren. Kurz nach 22 Uhr setzt dann die Airbus-Maschine ihren Flug nach Genf fort. Die Fluggäste können aufatmen.

Wladimir Dagajew soll hingegen bei seiner Verhaftung leichte Verletzungen erlitten haben. Viel einschneidender wird für ihn allerdings das Strafmaß sein, das ihm wegen seiner Tat droht: Es sind bis zu 15 Jahre Haft.

Ungeklärt bleibt jedoch, was den Mann eigentlich so in Rage versetzt hat. Die Tageszeitung "Pravo" zitiert in ihrer Freitagsausgabe dazu die Ehefrau von Dagajew. Ihren Aussagen nach leide ihr Mann an Schizophrenie. Offiziell bestätigt ist diese Aussage aber nicht.