Die tschechische Jugend und der Marihuana-Konsum

Marihuana und Tschechien – diese Kombination sorgt immer wieder für Diskussionsstoff. Im März dieses Jahres berichtete Radio Prag bereits, dass Tschechien in der Herstellung von Marihuana führend in Europa ist. Nun zeigt das Eurobarometer, dass die tschechische Jugend auch zu den eifrigsten Konsumenten in Europa gehört.

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In der aktuellen Umfrage der Europäischen Kommission, dem Eurobarometer, schaffen es tschechische Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahre auf den Spitzenplatz beim Marihuana-Konsum. 23 Prozent der Befragten gaben an, im letzten Jahr mindestens einmal einen Joint geraucht zu haben, weitere 24 Prozent behaupten, ihr letztes Mal liege mehr als ein Jahr zurück. Zum Vergleich: Von den deutschen Jugendlichen geben nur 12 Prozent, also etwa die Hälfte zu, im letzen Jahr Marihuana konsumiert zu haben.

Foto: Archiv ČRo 7
Der leitende Arzt des tschechischen Zentrums für Methadonbehandlung Drop In, Jiří Presl, sieht das Problem jedoch nicht so eng. Er empfinde es als lächerlich, dass die Medien einmal im Jahr irgendwelche Nachrichten darüber bringen, wie schrecklich doch die tschechische Jugend sei. Ein viel größeres Problem stellten synthetische Drogen wie Pervitin dar. Das Marihuana keine große Rolle spiele meint auch der Gymnasiast Víťa aus Plzeň / Pilsen:

„Ich glaube, wir haben das alle mal probiert, aber sonst, an der Schule findet man das nicht, bei uns in der Klasse kifft keiner.“

Auf die Frage, warum dann die tschechischen Jugendlichen im Eurobarometer an erster Stelle stehen antwortete Víťa, dass die Statistik wohl einfach falsch sei.

Ein anderes Bild präsentiert eine Gruppe Schüler auf dem Friedensplatz in Pilsen. Ganz ohne Hemmungen teilen sie einen Joint. Sie möchten zwar anonym bleiben, geben aber breitwillig Auskunft auf die Frage, ob sie es in Ordnung finden, auf der Straße zu rauchen:

„Ja, ich weiß nicht, was sollten die Leute denn dagegen haben? Das haben schon die Indianer geraucht und in anderen Ländern ist es legal.“

Für die Legalisierung von Marihuana demonstrierten im Mai dieses Jahres in Prag mehr als 5500 Menschen. Dazu Robert Veverka, Organisator der Aktion:

„Wir wissen nicht, warum die Menschen für Marihuanabesitz verfolgt werden, wir verletzen doch niemanden damit.“

Auch wenn die Gefährlichkeit von Marihuana sowohl von Konsumenten als auch von Experten in Tschechien eher gering eingeschätzt wird, scheinen sich doch die Zahlen aus dem Eurobarometer zu bewahrheiten. Dort wird schließlich nicht gefragt wie oft, sondern ob jemand schon einmal Marihuana geraucht hat. Auf die Anzahl seiner Klassenkameraden angesprochen, die regelmäßig zum Joint greifen, kommt der Schüler vom Friedensplatz dann auch auf eine Zahl, die durchaus im Rahmen der Studie liegt:

„Naja, so etwa fünf bis zehn von 24 Schülern, also so ein Drittel.“