Die Schöne und das Biest: Lída Baarovás Lebensgeschichte wird verfilmt

Lída Baarová (Foto: Tschechisches Fernsehen)

Lída Baarová war einer der größten Filmstars der 1930er Jahre. Sie hatte nicht nur in der Tschechoslowakei Erfolg, auch die Filmwelt in Berlin lag der Schauspielerin zu Füßen. Doch als Joseph Goebbels ihren Weg kreuzte, war es schnell vorbei mit der Karriere. Hitler akzeptierte nicht, dass sein Reichspropagandaminister ein Verhältnis mit einer Tschechin unterhielt. Und in der Heimat wurde Lída Baarová die Liaison mit dem Feind nie verziehen. Nun wird die Geschichte der Schauspielerin verfilmt.

Gedeon Burkhard,  Filip Renč und Karl Markovics  (Foto: ČTK)
Um den Stoff haben sich in Tschechien mehrere Regisseure bemüht. Verwirklicht wird der Film nun von Filip Renč. Am Dienstag präsentierte er das Prestige-Projekt in Prag. Der Streifen wird zwar den Namen von Lída Baarová tragen, doch ein reines Bio-Pic soll es nicht werden, sagt der Regisseur:

„Der Film beleuchtet nur einen Ausschnitt aus ihrem Leben, aber eben gerade den Teil, der bis heute am meisten Aufmerksamkeit erfährt: ihre Beziehung zu Joseph Goebbels und die Folgen davon. Es geht außerdem um eine Reflexion dieser Zeit, auch der tschechischen Mentalität und der Filmwelt der 1930er und 1940er Jahre im Allgemeinen – bei uns und in Deutschland.“

Lída Baarová  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Das Projekt ist nicht unumstritten. Renč kassiert für seinen Film ein Gros der staatlichen Filmfördergelder, und das obwohl Fachleute an der Qualität des Drehbuchs zweifeln. Der Film schielt ganz offensichtlich auf den internationalen Markt. Die Hauptrolle spielt die Slowakin Táňa Pauhofová. Weil sie bei der Präsentation in Prag krankheitsbedingt fehlte, standen vorerst die Männer der Lída Baarová im Mittelpunkt. Der Österreicher Karl Markovics wird Goebbels spielen.

„Gerade weil es ein tschechisches Projekt ist, finde ich es besonders spannend. Weil der Fokus auf eine Frau gerichtet ist, die in dieser Zeit mit Schönheit geschlagen war. Das kann man tatsächlich so sagen, denn sie ist daran zerbrochen. Sie ist immer nur als Femme Fatale besetzt worden, sie war natürlich nur deswegen interessant, weil sie schön war, und nicht, weil sie eine tolle Schauspielerin war, was auch nicht unumstritten ist. Aber die Schönheit war im Endeffekt ein Fluch für sie.“

Joseph Goebbels  (Foto: Bundesarchiv)
Nicht nur Goebbels verfiel der Tschechin. Als Lída Baarová 1934 nach Berlin kam, lernte sie den Schauspieler Gustav Fröhlich kennen und lebte mit ihm zusammen. Verkörpert wird er von Gedeon Burkhard:

„Gustav Fröhlich war zu seiner Zeit einer der größten, wenn nicht sogar der größte männliche Filmstar im deutschsprachigen Raum. Seine Wichtigkeit in diesem Film ist natürlich, dass er eine große Liebesgeschichte mit Lída Baarová hat, als sie nach Berlin kommt und dort Filme zu drehen beginnt. Dann kommt jedoch die Konkurrenz in Form von Herrn Goebbels, was das Ganze zu einer interessanten Ménage à trois macht. Das ist die Geschichte, die der Film behandelt.“

Größte Aufmerksamkeit bekommt vor allem die Figur, die Lída Baarová schließlich ihre Karriere kostete und 18 Monate Gefängnis in der Tschechoslowakei einbrachte. Als das Angebot kam, Goebbels zu spielen, hat Karl Markovics nicht gezögert:

Adolf Hitler  (foto: Bundesarchiv,  Bild 146-1990-048-29A / CC-BY-SA)
„Die Nazis haben versucht, alle Juden auszurotten, wollten in ihrem Eugenik-Programm alles ‚unwerte Leben‘ vernichten. Und der Propagandaminister dieser menschenverachtenden Ideologie ist ein Typ, der aussieht wie ein Parade-Jude und einen Klumpfuß hat! Das allein finde ich schon unglaublich. Er wollte sich umbringen, er war melancholisch, ein verkappter Dichter und ein verkappter Intellektueller. Und plötzlich findet er in Adolf Hitler seinen Messias. Ich finde das extrem spannend, das Psychogramm eines solchen Menschen.“

Lída Baarová selbst leugnete ihre Affäre mit Goebbels jahrzehntelang. Erst in den 1990ern brach sie ihr Schweigen. Im Jahr 2000 starb sie in Österreich. Der Film über die Schauspielerin könnte nun frühestens zu Weihnachten in die Kinos kommen.

Autor: Annette Kraus
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