"Die Mädchen von Zimmer 28" - Eine Ausstellung über den Alltag der Kinder im KZ Theresienstadt

In einer Zeit des Schreckens wie dem Holocaust Freundschaft und Hoffnung zu finden ist sehr schwierig, jedoch nicht unmöglich. Dies zeigt die Geschichte der "Mädchen von Zimmer 28". Sie waren Ghetto-Häftlinge, die nach Theresienstadt verschleppt wurden und dort von 1942 bis 1944 im Mädchenheim L 410 zusammen lebten - im Zimmer 28. Fünfzehn der etwa 60 Mädchen überlebten den Krieg. Ihre Erlebnisse und Erinnerungen kann man in einem Buch und in einer Wanderausstellung nachverfolgen. Diese ist seit Anfang der Woche im Goethe-Institut in Prag zu sehen.

In Theresienstadt wurden bis zum Ende des 2. Weltkriegs etwa 140.000 Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht. Mehr als 33.000 Menschen starben noch hier, ca. 88.000 wurden in Vernichtungslager wie Auschwitz deportiert. Darunter auch zehntausende von Kindern. Die Ausstellung wie auch das Buch spiegeln den Alltag der Mädchen im Ghetto von Theresienstadt wieder. Dieser bestand allerdings, ganz anders als man vermuten könnte, nicht alleine aus schrecklichen Erfahrungen. Zu dieser Zeit waren dort viele jüdische Intellektuelle interniert. Sie versuchten, trotz der schrecklichen Bedingungen, Kunst und Kultur am Leben zu erhalten. Engagierte Betreuer lernten, sangen und spielten mit den Kindern. An diese besonderen Erlebnisse und an die Menschen sollen Buch und Ausstellung erinnern, wie Hannelore Brenner-Wonschick, die Autorin des Buches, erklärt:

"Die Mädchen wollten ein Denkmal setzen für die Kinder, die den Krieg nicht überlebt haben. Das Buch und die Ausstellung sollten auch so etwas wie eine Hommage an die Betreuer sein. Weil die Überlebenden wirklich für etwas dankbar sind. Und aus diesem Grund sind das Buch und auch die Ausstellung entstanden."

Theresienstadt
Die außergewöhnliche Schicksalsgemeinschaft der Mädchen wurde durch die Beschäftigung mit Kunst und Kultur stark geprägt. Trotz ihrer ausweglos scheinenden Situation hatten die Kinder die Möglichkeit sich weiterzubilden und eine auf humanen Werten basierende Erziehung zu genießen. Für die Kinder war dies inmitten all der Schrecken, eine sehr positive Erfahrung und etwas ganz Besonderes, so Helga Kinsky. Sie ist eine der Überlebenden des Zimmers 28, die bei der Ausstellungseröffnung im Goethe- Institut zugegen war.

"Für mich war das wie wenn ein Wunder geschehen wäre. Denn ich bin, als Hitler Österreich besetzt hatte, aus Wien in ein kleines Städtchen gekommen und dort gab es keine Kultur, es hat sich ja auch niemand darum gekümmert. Also ich glaube ich hätte nirgendwo auf der Welt so viel Kultur auf einmal erlebt wie ich in Theresienstadt erlebt habe. Also für mich, die aus einem kleinen Städtchen kam in dem es überhaupt nichts gab, war das eine Offenbarung."

Aus der Tragödie konnte etwas Positives entstehen. Durch die mutigen und engagierten Erzieher und Lehrer in Theresienstadt, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen den Kindern zur Verfügung stellten. Dies hat auch Hannelore Brenner-Wonschick sehr beeindruckt.

"Für mich kam noch hinzu, dass ich merkte, da steckt ein besonderer Geist dahinter. Das ist mehr als nur eine Geschichte des Holocaust, da ist wirklich etwas geschehen in dieser Hölle, was man weitertragen möchte und was heute noch eine Bedeutung hat. Und was vielleicht sogar heute noch eine Auswirkung, eine Hilfe sein kann. Es hat etwas Zeitloses."

Die Geschichte der Kinder aus Theresienstadt kann somit vielleicht einen Denkanstoß geben sich stärker damit auseinander zu setzen, was Kunst, Kultur und Erziehung zur Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten vermögen.