Der Wasser-Mann: Zum 130. Geburtstag von Viktor Kaplan

Viktor Kaplan

Am Montag wäre der Ingenieur und Erfinder Viktor Kaplan 130 Jahre alt geworden. Die nach ihm benannte Kaplan-Wasserturbine hat ihm Weltruhm eingebracht. Geboren und gestorben ist Kaplan in Österreich, sein gesamtes Schaffen aber ist mit dem mährischen Brno / Brünn verbunden, wo Kaplan fast 30 Jahre lang geforscht und unterrichtet hat.

Nicht nur in Fachkreisen gilt Viktor Kaplan als einer der großen Ingenieure des 20. Jahrhunderts. Mit der von ihm entwickelten Kaplan-Turbine hat er die Stromerzeugung aus Wasserkraft revolutioniert, erklärt Nada Urbankova vom Technischen Museum in Brünn:

"Kaplan-Turbinen basieren auf einem ganz anderen Prinzip als alle bis dahin üblichen Turbinen. Kaplan hat die Schaufeln auf der Turbine deutlich reduziert. Dadurch ist es gelungen, die Reibungsverluste stark zu senken. Außerdem hat er die Schaufeln erstmals verstellbar auf das Laufrad aufgesetzt, so dass sich die Turbine unterschiedlichen Durchflussmengen anpassen lässt. Das ist eigentlich der Kern der Erfindung: Weniger Schaufeln, und die beweglich."

Nicht nur, dass der Wirkungsgrad so auf bis zu 95 Prozent gesteigert werden konnte - Kaplan-Turbinen lassen sich auch unter Bedingungen verwenden, die zuvor keine rationelle Energiegewinnung erlaubt haben, so Urbankova

"Es war nun möglich, Turbinen in Flussläufen einzusetzen, bei denen die Wassermenge im Jahresverlauf stark schwankt, zum Beispiel durch das Tauwetter im Frühjahr. Das haben die bis dahin üblichen Francis-Turbinen nicht geschafft, aber bei der Kaplan-Turbine konnte man einfach die Schaufeln einstellen und sie praktisch das ganze Jahr benutzen."

Kaplan-Turbine
Das Schaffen von Victor Kaplan ist eng mit der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn verbunden. 1903 war der junge Ingenieur von Prof. Alfred Musil, dem Vater von Robert Musil, nach Brünn berufen worden, damals eines der Zentren des österreichischen Maschinenbaus. Fast dreißig Jahre hat Kaplan danach in Brünn geforscht und unterrichtet; erst nach seiner Pensionierung ist er nach Österreich zurückgekehrt, wo er 1934 gestorben ist. An der Brünner Hochschule sind auch die Pläne zu seiner berühmtesten Erfindung, der Kaplan-Turbine, entstanden, bestätigt Nada Urbankova vom Technischen Museum der Stadt:

"Das hat er alles in Brünn entwickelt, und zwar zusammen mit seinem Assistenten Jaroslav Slavik, der paradoxerweise aus einer tschechischen Familie aus Wien stammt und erst 1913 nach Brünn gekommen ist. Das war also wirklich eine tschechisch-österreichische Zusammenarbeit von beiden Seiten."

Viktor Kaplan wurde am 27. November 1876 in Mürzzuschlag in der Steiermark geboren, also vor 130 Jahren. Zahlreiche Büsten und Gedenktafeln erinnern an allen seinen Lebensstationen an den großen Ingenieur, so auch vor der Technischen Hochschule in Brünn. Das liebste Denkmal in der Stadt dürften ihm aber die zwei Kaplan-Turbinen sein, die bis heute im Brünner Stausee zum Einsatz kommen.