Der dritte Prager Stadtbezirk sagt Graffitis den Kampf an

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Vergangenen Monat haben rechtsradikale Schmierereien an Prager Cafés und Geschäften für Aufsehen gesorgt. Auch die Prager Oberbürgermeisterin beteiligte sich an der Reinigung der beschmierten Fassaden. Der dritte Prager Stadtbezirk sieht sich nun veranlasst, allgemein gegen Graffitis vorzugehen.

Ondřej Kobza  (Foto: Loreta Vašková)
Ende April haben Unbekannte die Fassaden von Cafés und Geschäften mit Hassbotschaften beschmiert. Die Einrichtungen waren Teil der Initiative HateFree. Die Kampagne setzt sich gegen Rassismus ein und will allen Menschen, unabhängig von Religion und ethnischer Zugehörigkeit, einen Hass-freien Raum bieten. Ondřej Kobza ist der Betreiber einer betroffenen Bar:

„Ich kann nicht in die Köpfe der Täter hineinsehen. Vielleicht waren sie betrunken. Ich denke aber eher, dass die Aktion gut organisiert war. Sie sind mit Spraydosen durch die Stadt gegangen und wollten uns Angst einjagen. Wir direkt Betroffene lassen uns aber nicht einschüchtern. Unsere Vermieter aber leider schon.“

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Auch die Prager Oberbürgermeisterin Adriana Krnáčová (Partei Ano) beteiligte sich an der Entfernung der Schmierereien.

Der dritte Prager Stadtbezirk nutzte nun die mediale Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit. Man will ab jetzt verstärkt gegen Graffitis jeglicher Art vorgehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Bilder an den Wänden politisch motiviert sind oder nicht. Vladislava Hujová (Top 09) ist Bürgermeisterin des Bezirks:

„Unser Stadtteil ist leider sehr stark von Graffitis verunstaltet. Wir haben aus diesem Grund einen wichtigen Entschluss gefasst. Der dritte Stadtbezirk soll zu einem öffentlichen Raum werden, in dem die Häuser ganz einfach schön aussehen.“

Vladislava Hujová  (Foto: Archiv Prag 3)
Die Verwaltung hat dazu einen Aktionsplan zusammengestellt. Innerhalb von 48 Stunden soll jedes neu entstandene Graffiti entfernt werden. Den Sprayern soll so der Spaß an ihrem Schaffen verdorben werden. Bürgermeisterin Hujová fordert dabei die Unterstützung der Bürger und vor allem auch der Hausbesitzer:

„Neben den öffentlichen Gebäuden sollen auch Bauten im Privatbesitz beteiligt werden. Das Problem war, dass wir dazu rund 4000 Immobilienbesitzer in unserem Bezirk ansprechen mussten. Damit sie sich an dem Programm beteiligen, haben wir mit den Eigentümern einen Vertrag unterzeichnet. Wir können so damit rechnen, gleich informiert zu werden, wenn ein Gebäude verunreinigt wurde.“

Die Finanzierung des Programms soll über den Haushalt des Stadtteils laufen. Die Bürgermeisterin hofft dabei, dass die Putzaktionen bereits im Herbst dieses Jahres beginnen können.

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Wie Vladislava Hujová betont, gehe es nur um einen Kampf gegen den Vandalismus. Gegen Graffiti-Künstler habe man nichts:

„In der Vergangenheit hat der dritte Stadtbezirk bereits Flächen für Graffitis ausgewiesen. Dort können Künstler legal ihre Werke schaffen. Ein Beispiel ist die Straße Prokopova. Diese hat sich durch die hochwertigen Graffitis sogar deutlich verschönert. Auch private Hauseigentümer bieten Künstlern ihre Gebäude zum Bemalen an. Gelungen ist zum Beispiel das Konterfei Kafkas in der Koněvova.“

Das Problem der illegalen Graffitis in Prag ist enorm und schwer in den Griff zu bekommen. Allein im vergangenen Jahr hat die Polizei rund 50 Sprayer festgenommen, die Tendenz ist aber weiterhin steigend.