Das Ende kostenloser Plastiktüten im Laden

Foto: ČT24

Seit Neujahr gilt in Tschechien eine neue Verpackungsverordnung. Sie soll den Verbrauch von Tüten deutlich senken.

Foto: ČT24
Die kleine Tasche für eine Krone (knapp 4 Eurocent), die große für fünf Kronen (20 Eurocent) – so viel kosten Plastiktüten zum Beispiel in einem Laden im Prager Stadtteil Vinohrady.

Eine richtige Revolution ist es nicht. Schon seit geraumer Zeit geben viele Einzelhandelsketten in Tschechien größere Plastiktüten nur noch gegen Geld heraus. Seit Montag sind nun alle schwer zersetzbaren Einkaufsbeutel kostenpflichtig – ob dünn oder dick. Umweltminister Richard Brabec (Partei Ano) in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Wir gehen dabei von den Erfahrungen in anderen Ländern aus, zum Beispiel in Großbritannien. Dort wurden schon früher Plastiktüten kostenpflichtig gemacht. Auch die Einwegtaschen brauchen mehrere Jahrzehnte, bis sie in der Natur zersetzt sind, sie sind eine große Belastung für die Umwelt – für Flüsse, für die Meere, wo sie Fische und weitere Lebewesen bedrohen. Und in Großbritannien ist der Verbrauch dieser leichten Einweg-Plastiktaschen um fast 90 Prozent zurückgegangen. Das Geld spielt also in jedem Fall eine entscheidende Rolle.“

Richard Brabec  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Wie groß das Problem ist, zeigen die Zahlen: Laut dem Umweltministerium verbraucht jeder Mensch hierzulande im Jahr rund 300 Plastiktüten. In Deutschland war es schon deutlich weniger, bevor der Einzelhandel vor anderthalb Jahren eine freiwillige Selbstverpflichtung einging: nämlich knapp 70 Tüten pro Kopf und Jahr.

Dabei ist auch in Tschechien der Tütenwahn schon zurückgegangen, vor allem nachdem größere Handelsketten bereits freiwillig gehandelt haben – zumindest bei großen, festen Plastiktaschen.

„Unsere ersten Schätzungen gehen dahin, dass der Verbrauch dadurch bereits um 50 bis 60 Prozent zurückgegangen ist“, so Brabec.

Doch richtig ökologisch geht es im Einzelhandel auch weiterhin nicht zu. Denn immer noch erlaubt sind die sogenannten Knotenbeutel in der Obst- und Gemüseabteilung. Und nicht nur dort: Die Tschechen stecken auch gerne Brot und Backwaren in durchsichtige Plastiksäcke anstatt etwa in umweltschonendere Papierbeutel. Umweltminister Brabec rechtfertigt dies jedoch:

Foto: Pixabay,  CC0 Public Domain
„Die Knotenbeutel sind von wichtiger hygienischer Bedeutung für Brot, Wurstwaren und eventuell für Obst und Gemüse. Wie in Großbritannien oder Frankreich haben wir uns dagegen entschieden, sie kostenpflichtig zu machen. Wir hoffen aber, dass die Kunden diese Beutel nicht unnötig häufig nutzen.“

Die EU hat im Übrigen für Plastiktüten gewisse Vorgaben gemacht: Bis 2025 soll der Verbrauch auf maximal 40 Stück pro Kopf und Jahr sinken.