ČSA hat neuen Aufsichtsrat – Gewerkschaften zeigen sich gesprächsbereit

In der noch-staatlichen Fluggesellschaft ČSA brodelt es gewaltig. Seit Wochen erschweren Streitigkeiten zwischen Unternehmensführung und den Gewerkschaften eine Umstrukturierung der angeschlagenen ČSA. In den vergangenen Tagen eskalierte der Konflikt – nicht zum ersten Mal. Nun allerdings rollten die ersten Köpfe. Neue Kräfte sollen den Karren aus dem Dreck ziehen.

Flughafen Prag-Ruzyně
Fast 2 Milliarden Kronen, etwa 75 Millionen Euro Verlust hat die ČSA im letzten Jahr eingeflogen. Um die geplante Privatisierung nicht zu gefährden, und das Unternehmen als solches zu retten, wird seit Monaten an einer Umstrukturierung der ČSA gefeilt. Auf den Sparvorschlag der Firmenleitung, die Entlassung von rund 800 Angestellten und massive Gehaltskürzungen, reagierten die Gewerkschaften mit einem energischen „Nein!“. Am Wochenende kam nun Bewegung in die Debatte. Aufsichtsratschef Ivan Kočárník und Ratsmitglied Ivana Řápková, die bürgerdemokratische Bürgermeisterin von Chomutov / Komotau, traten zurück und schossen scharf in Richtung der Gewerkschaften. Mit Unterstützung der Sozialdemokraten bremsten diese die Umstrukturierung. Um die aufgeheizte Stimmung abzukühlen, wurden auf der ČSA-Vollversammlung am Montag sämtliche Parteipolitiker aus dem Aufsichtsrat abberufen, und durch Wirtschaftsexperten mit Erfahrung im Krisenmanagement ersetzt. Für den Vorsitzenden der Pilotengewerkschaft Filip Gaspar eine gute Nachricht:

Filip Gaspar  (Foto: ČTK)
„Wir werden nun hauptsächlich mit dem neuen Aufsichtsrat verhandeln. Wir freuen uns auf die Verhandlungen, denn wir sehen ein Entgegenkommen und einen Schritt in die richtige Richtung, zu einer Lösung der Situation. Zunächst haben wir uns darauf verständigt, dass bis zum 30. September eine Vereinbarung auf dem Tisch liegen soll.“

Dazu wollen die Gewerkschaften ihren Teil beitragen. Am Montag legten sie eigene Pläne zur Einsparung von umgerechnet rund 35 Millionen Euro vor. Einzelheiten wurden bisher nicht bekannt, doch sollen auch diese Pläne Entlassungen und Gehaltskürzungen vorsehen. Noch in dieser Woche wollen die Gewerkschafter mit dem neuen Aufsichtsrat in Verhandlungen treten.

Die Probleme der ČSA sind nicht unbedingt Werbung für ein Unternehmen, das zum Verkauf steht. Bis Ende des Monats erwartet das Finanzministerium ein Kaufangebot des einzigen verbliebenen Interessenten Unimex – Travel Group. Finanzminister Janota forderte daher den Aufsichtsrat auf, zunächst einmal genaue Informationen über die Situation der ČSA zusammenzutragen. Dessen neuer Chef, Václav Novák, hat Erfahrung mit der Führung eines angeschlagenen Unternehmens. In der Vergangenheit leitete er etwa die Stahlwerke in Vítkovice. Seine neue schwere Aufgabe umriss Novák knapp und sachlich:

Foto: Štěpánka Budková
„Jetzt haben wir ein großes Stück Arbeit vor uns, und die Zeit drängt. Wir müssen nun Expertisen erstellen, die uns ermöglichen zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Und das ist im Grunde das, worauf wir uns jetzt konzentrieren.“

Wie und wohin wird es also weitergehen mit der ČSA? Die kommenden Wochen werden es zeigen.