Bundestagsausschuss für Kultur und Medien spricht in Prag über deutsche auswärtige Kulturpolitik im EU-Erweiterungsprozess

Foto: Europäische Kommission

Von Montag bis Donnerstag war in Prag der Bundestagsausschuss für Kultur und Medien zu Besuch. Schwerpunkt der Gespräche war die zukünftige Ausrichtung der deutschen Kulturpolitik in der Tschechischen Republik mit Blick auf den tschechischen EU-Beitritt. Silja Schultheis berichtet.

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Positiv - so hoben die Bundestagsvertreter bei einem Pressegespräch im Goethe-Institut hervor - sei ihnen bei ihren Gesprächen mit tschechischen Abgeordneten, Studenten und Kulturschaffenden aufgefallen, dass sich hier weniger deutsche und tschechische Standpunkte gegenüberstanden, sondern Unterschiede beispielsweise eher entlang der Parteilinien auszumachen waren. Die Fixierung auf tschechisch-deutsche Gegensätze falle besonders in der jüngeren Generation zunehmend weg, beobachtete Eckhardt Barthel, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, bei einem Treffen mit Germanistik-Studenten an der Karls-Universität:

"Mich hat dabei beeindruckt, dass wir die meiste Zeit nicht über Deutschland und die Tschechische Republik diskutiert haben, sondern über Europa. Und über die Frage, wie findet man sich selber wieder in Europa, wo gibt es eine mögliche europäische Identität, aufbauend auf den Identitäten der einzelnen Staaten. Diese Schwerpunktverlagerung hin zu Europa bei diesen jungen Leuten, das hat mir sehr gefallen."

Eben die junge Generation ist es, die künftig auch verstärkt im Mittelpunkt der deutschen auswärtigen Kulturpolitik stehen soll. Monika Griefahn, ehemalige Umweltministerin in Niedersachsen und Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien:

"Die neuen Konzeptionen sehen vor, das wir künftig noch stärker auch junge Leute ansprechen. Auch mit neuen Medien, aber auch mit jungen Künstlern, mit Pop-Musik - also mit Mitteln, die früher in der traditionellen Kulturpolitik nicht so verbreitet waren."

Die Befürchtung, dass im Zuge der EU-Erweiterung das Engagement deutscher Institutionen in Tschechien zurückgeht und sich in außereuropäische Länder verlagert, kann Günter Nooke, kulturpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, nachvollziehen:

"Ich finde schon - zumindest als Anregung nehme ich das mit -, die Frage berechtigt, ob wir Deutschen nicht manchmal zu sehr in der Versuchung sind, große Sprünge zu machen als lieber die kleinen Schritte weiter zu gehen. Und uns dann manchmal mit Meinungen zu Russland, Amerika und China versuchen hervorzutun, aber uns nicht um unsere Nachbarn nicht kümmern. Und ich glaube, gerade Polen und Tschechien sind für das, was Deutschland für Europa und Europa für die Welt leisten kann, noch wichtiger als manches, was wir sonst zur Zeit tun. Und insofern ist die Anregung, uns auch darum zu kümmern, dass das Goethe-Institut und andere Einrichtungen weiter funktionieren können, schon wichtig."

Als wichtiges Element deutscher Kulturpolitik im erweiterten Europa verweist Monika Griefahn auf die Förderung der deutschen Sprache:

"Wir als Kulturausschuss im deutschen Bundestag setzen uns auch dafür ein, dass Deutsch eine wichtige Sprache bleibt. Wir haben einen gemeinsamen Antrag z.B. verfasst, deutsch als dritte Amtssprache in der Europäischen Union zu verfassen. Das ist sicher angemessen Insofern sind Prag und die Tschechische Republik für uns natürlich auch ein wichtiger Ankerpunkt, denn da hat natürlich deutsch auch eine Tradition und es ist sicherlich gut, wenn wir hier in Kooperation bleiben und gemeinsam handeln."