Böhmens Glasperle

Jablonec nad Nisou (Foto: Matěj Baťha, CC BY-SA 3.0 Unported)
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Im Dreieck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien liegt die "Glasperle Böhmens" - Gablonz an der Neiße. Die Glasmetropole zieht schon seit Jahrzehnten etliche internationale Besucher, Touristen und Geschäftsleute in den glitzernden, funkelnden Bann des Glases, welches hier traditionell und mit höchster Kunstfertigkeit hergestellt wird. Gablonz damals und heute. Miriam Goetz nahm die Stadt unter die Lupe.

Jablonec nad Nisou  (Foto: Matěj Baťha,  CC BY-SA 3.0 Unported)
"Ich glaube, dass ein schönes Stück Glas so viel wie möglich von dem Atem enthalten sollte, der es entstehen ließ." So der französische Glasdesigner Maurice Marinot. Im kleinen Gablonz ist der Atem der alten Glasbläser noch heute zu spüren und die glitzernden Glaskunstwerke sind in den diversen Bijouteriegeschäften zu bestaunen. Doch wie kam der Ruhm der Stadt zustande? Hana Herkommerova vom Gablonzer Informationszentrum weiß mehr.

"Gablonz wird auch die Stadt des Glases und des Schmucks genannt. Die Glas- und Schmuckherstellung besitzt hier eine lange Tradition. Das Isergebirge war immer schon eine Gegend mit reichen Vorkommen an Holz, Sand und Wasser. Diese boten gute Bedingungen für den Ursprung der ersten 'Gläsernen Hütten'."

Die erste dieser Glashütten wurde im 16. Jahrhundert zeitgleich mit der ersten Kirche in Msno erbaut und auch die ersten Gablonzer begannen hier dauerhaft zu leben. Doch aller Anfang ist schwer: Der Gablonzer Glashandel litt zunächst unter dichten Wäldern, Bergen und sehr harten Wetterbedingungen. Zu Beginn als das 'Töpfchen Mitteleuropas' belächelt, entwickelte sich die Stadt jedoch zur europäischen Glasmetropole. Mit der Öffnung der Riesengebirgsstraße im Jahr 1849 wurde Gablonz nun für die Händler leichter zugänglich. Mit zunehmenden Bahn- und Straßenverbindungen blühte die Stadt und ihr florierender Handel weiter auf. Im 18. Jahrhundert findet sich im Warensortiment der Gablonzer außer dem traditionellen Isergebirgsglas schon die erste Bijouterie. Die Exporteure verbreiteten in den nachfolgenden Jahren den Ruhm der örtlichen Erzeugnisse über ganz Europa und noch weiter. Herkommerova weiter:

Foto: Muzeum skla a bižuterie v Jablonci nad Nisou
"In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besaß Gablonz bereits Geschäftsverbindungen mit der ganzen Welt. Die Gablonzer Exporteure besetzten die Auslandsmärkte und hielten sie fest."

Heute werden die Auslandsmärkte vor allem vom großen Konkurrenten China bedient. Die Globalisierung ist auch im beschaulichen Gablonz zu spüren und der Glasmarkt ist hart umkämpft. Hat die traditionelle Gablonzer Glasproduktion angesichts chinesischer Dumpingpreise denn überhaupt eine Zukunft, Frau Herkommerova?

"Also ich glaube sie hat schon eine große Zukunft, aber die Hersteller haben auch Angst vor der chinesischen Konkurrenz. Früher waren noch weitaus mehr Exkursionen in Produktionsstätten möglich, heute schützen die Hersteller ihre Technologie. Sie fürchten dass zu viele Informationen nach außen dringen."

Trotz des Globalisierungsdrucks hat die Glasmetropole bis heute nichts von ihrem Ruhm verloren, und nach wie vor strömen Touristen aus aller Herren Länder in das beschauliche Gablonz. Ob geschäftsbedingt oder rein zum Vergnügen, sie alle verbindet eine Phrase - die Faszination am kühlen Glase!

Autor: Miriam Goetz
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