Böhmen böhmisch: Peter Demetz präsentiert sein neues Buch in Prag

Peter Demetz

"Böhmen böhmisch" heißt der neue Essayband von Peter Demetz - mosaikhafte Bausteine zu einer (Literatur-)Geschichte der Deutschen, Tschechen und Juden in den böhmischen Ländern, und zugleich ein sehr intimes Buch des 84-jährigen gebürtigen Pragers, dessen eigene Erinnerungen oft zu den reichsten Quellen über Prager Autoren in der Vorkriegszeit und im Exil gehören. Am Dienstag hat Peter Demetz sein Buch selbst in Prag vorgestellt. Thomas Kirschner hat mit ihm gesprochen.

Es geht um Adalbert Stifter in der Rezeption von Walter Benjamin, um Franz Kafkas Bezug zum Jiddischen, oder den Prager Deutschen Rainer Maria Rilke und seinen Einfluss auf den Prager Tschechen Jiri Orten - kleine, aber tief schneidende Splitter einer noch nicht geschrieben Literaturgeschichte des tschechischen, deutschen und jüdischen Prag, der Stadt, in der der in Amerika lehrende Germanist Peter Demetz 1922 geboren worden und die ihm ein Leben lang sein geistige Heimat geblieben ist:

"Ich wollte eigentlich ein großes Buch schreiben - über Böhmen und die deutsche und tschechische Literatur. Aber das ist sehr schwierig, und deshalb habe ich mich entschlossen, lieber in einigen Essays die Frage voranzutreiben - ins Detail zu gehen, noch ohne eine Synthese zu wagen."

Das Buch schließt an den vor zehn Jahren erschienen Essayband "Böhmische Sonne - Mährischer Mond" an. Auch hier wird der wissenschaftliche Blick immer wieder durch die persönlichen Erinnerungen ergänzt: Als Sohn des Prager Theaterdirektors Hans Demetz hat der junge Peter zahlreiche der heute großen Namen daheim in Elternhaus kennen gelernt - als ganz normalen Besuch. So blieb der Schriftsteller Johannes Urzidil für ihn noch lange vor allem der unglückliche Verehrer von Tante Fritta.

"Die persönlichen Erinnerungen drängen sich immer herein. Man möchte sie dann von der Wissenschaft trennen, aber sehr oft lassen sie sich eben nicht von der Wissenschaft trennen, weil es immer ich bin, der spricht. Der Sprecher hat selbst seine Erfahrungen, und die sind selbst schon wieder historisch."

"Böhmen böhmisch" von Peter Demetz ist im Wiener Zolnay-Verlag erschienen und kostet rund 20 Euro.