Blaubeerensammler: Gefahr für die tschechischen Wälder

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Blaue Hände haben - dies könnte in Zukunft eine neue tschechische Redewendung für kleinkriminelle Taten sein. Blaue Hände können viel über jemanden verraten, zum Beispiel dass er am vergangenen Wochenende Blaubeeren gesammelt hat. Dies wiederum könnte ein Zeichen für gesetzeswidriges Verhalten sein. Bara Prochazkova fasst zusammen.

Ferienzeit ist auch Blaubeerenzeit. Die Kinder laufen mit blauen Mündern durch den Wald und ihre Großmütter backen Blaubeerkuchen. Im Juli strömen jedes Jahr jedoch auch Leute in die tschechischen Wälder, die aus finanziellen Gründen literweise kleine blaue Kügelchen sammeln. Dies ist in Tschechien jedoch gesetzlich verboten, denn Blaubeerensammeln hat meistens eine Zerstörung der Natur zur Folge. Die Grenze zwischen "für den eigenen Bedarf" und "gewerblich" ist jedoch schwer erkennbar, bedauert der Leiter der Waldverwaltung des mährischen Altvatergebirges, Jaromir Latner:

"Wenn jemand die Blaubeeren für den Verkauf sammelt, dann können wir es ihm kaum nachweisen. Für den einen ist der Eigenbedarf eine Tasse, für den anderen ein Fünf-Liter-Eimer. Und keiner kann den Leuten nachweisen, ob sie dies jeden Tag tun oder einmal in den Wald gehen um für die eigenen Kinder Blaubeeren zu sammeln. Einen Beweis, ob derjenige dann die Blaubeeren auf dem Markt verkauft, haben wir nicht."

Keiner mit blaugefärbten Händen gibt nämlich zu, dass er die Blaubeeren verkauft. Es würde eine erhöhte Kontrolle der Tschechischen Handelsinspektion bei Märkten helfen, fügt Latner hinzu. Die Waldverwaltung im Riesengebirge hat einen anderen Weg gefunden, um die Natur vor den Blaubeerensammlern zu schützen, sagt der Direktor des Nationalparks Riesengebirge, Jiri Novak:

Foto: CTK
"Die Verwaltung des Nationalparks Riesengebirge hat den Zugang der Besucher in die Nationalparks begrenzt. Der Grund dafür ist der schonungslose Umgang der Blaubeerensammler mit der Umwelt. Vor allem in den Bergregionen verwüsten die Sammler die Natur, unternehmen fast Invasionen in diese Gebiete und sammeln Blaubeeren in Mengen, die wirklich nicht mehr dem Eigenbedarf entsprechen - eindeutig aus kommerziellen Gründen."

Waldtouristen im Riesengebirge wird diese Verordnung nicht beschränken, denn es betrifft nur sieben Prozent der Waldfläche und zudem ausschließlich um Gebiete außerhalb der markierten Wanderwege.

Es handelt sich um Gebiete, wo die Waldtiere und Vögel Ruhe haben sollten, vor allen in den frühen Morgenstunden. Diese Gebiete sollen geschützt werden, weil das Biotop für die jeweiligen Arten wichtig ist, sagt Jiri Novak. So soll auch das mögliche Ausreißen der Wurzeln von Blaubeerensträuchern verhindert werden.