Bestand des Steinkauzes in Tschechien stark gefährdet

Foto: Trebol-a, CC BY-SA 3.0

Der Steinkauz galt bereits im antiken Griechenland als Vogel der Weisheit und war Sinnbild der Göttin Athene. Im deutschen Sprachraum ist der Name „Steinkauz“ Hinweis darauf, dass diese Eulenart nicht nur in Baumhöhlen, sondern auch in Scheunen, Kapellen und Weinkellern aus Stein brütet. In Mitteleuropa gehen die Steinkauz-Bestände seit einigen Jahrzehnten stark zurück. In Tschechien will man diesem Trend nun entgegenwirken.

Steinkauz  (Foto: Rasbak,  CC BY 3.0)
Für Tierliebhaber ist dies keine gute Nachricht: Der Ruf des Steinkauzes, der im deutschen Volksaberglauben als Todesverkündiger galt, wird immer seltener in den böhmisch-mährischen Gefilden. Martin Šálek von der Tschechischen Gesellschaft für Ornithologie (ČSO):

„In der heutigen Zeit treffen wir den Steinkauz nur noch in kleinen isolierten Populationen an.“

Hauptursache dieses Rückgangs ist die Zerstörung der Lebensräume. In Tschechien geschieht dies durch die Intensivierung der großflächigen Landwirtschaft. Viele Weiden mit angrenzenden Gebäuden sind verschwunden, aber gerade sie bieten dem Steinkauz ideale Umweltbedingungen. Schätzungen zufolge gibt es hierzulande nur noch 130 Paare dieser kleinen Eulenart.

Nach Aussage von Šálek hat die Zahl der Weiden in den letzten Jahren wieder zugenommen, die der Steinkäuze jedoch nicht. Deshalb habe seine Gesellschaft jetzt mit eingehenden Untersuchungen begonnen, die vor allem die Frage klären sollen, weshalb sich die wenigen verstreuten Käuze kaum begegnen und daher ihre Vermehrung gefährdet ist.

Josef Bryja  (Foto: Milan Kopecký,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Die Untersuchungen sind erforderlich, um daraus einen wirksamen Schutz abzuleiten. Denn für das entsprechende Schutzprogramm ist es wichtig, die Struktur der DNA des Vogels zu kennen“, so Šálek.

Zum effektiven Schutz der Eulen soll auch ein ziemlich neues Institut beitragen – die nationale Genetik-Bank für Lebewesen. Dort wurden seit knapp zwei Jahren bereits 5000 genetische Proben von Wirbeltieren gesammelt, weitere Tausende warten auf ihre Erfassung. Josef Bryja von der Genetik-Bank erläutert, wie die Proben dort aufbewahrt werden:

„Sie sind in Tiefkühlboxen untergebracht, und dies bei einer Temperatur von minus 80 Grad. Ein typische Probe ist ein Stück der Muskulatur.“

Steinkauz  (Foto:BS Thurner Hof,  CC BY-SA 3.0)
Die Bedeutung der Bank wächst mit dem Alter der Genetik-Probe. Damit steigt nämlich die Möglichkeit, die Entwicklung der Arten zu beobachten. Von der Tierschutzstation in Bartošovice unweit der nordmährischen Stadt Nový Jičín / Neutitschein gelangte vor zirka einem Jahr auch das Gewebe eines Steinkauzes in die Genetik-Bank. Seitdem wird es von Wissenschaftlern des Biologischen Instituts beobachtet und untersucht. Und sollten sie bei ihren Forschungen herausfinden, was die Gründe für die mangelnde Paarungsbereitschaft dieser Vögel ist, dann erhöht sich auch die Hoffnung, dass der Ruf des Steinkauzes nicht völlig aus der böhmisch-mährischen Fauna verschwindet.

Autor: Lothar Martin
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