Bayreuth - Prag

Nicht erst seit der EU-Erweiterung wollen viele Stiftungen und Organisationen tschechische und deutsche Kultur einander näher bringen. Es gibt Austausche, Tandemprojekte und Jugendarbeit. In der Öffentlichkeit genießen solche Projekte per se ein gewisses Ansehen. Kulturaustausch ist aber auch eine Businessidee, der immer mehr Tourismusagenturen und Dienstleistungsunternehmen folgen. Die Stadt Bayreuth hat aus diesem Grund für eine Woche im Prager Zentrum einen Werbestand aufgestellt. Den hat unsere freie Mitarbeiterin Anita Müller besucht:

Neben einem schlichten Tisch steht ein Plexiglas-Aufsteller mit Broschüren. Zwei freundliche Damen aus der Bayreuther Tourismuszentrale machen hier Werbung für ihre Stadt. Für eine Woche haben sie den Stand direkt am Eingang des Prager Tourismusbüros in der Altstadt aufgebaut.

Die meisten Besucher sind zwar selbst Touristen, die sich nur an den Stand verirren, weil sie ja eigentlich Informationen über Prag suchen. Einige nehmen aber trotzdem eine Broschüre über Bayreuth mit. Und der eine oder andere greift vermutlich im Jagdfieber nach den bunten Heftchen auch nur versehentlich nach einem Bayreuth-Prospekt. Der Marketingleiter der Bayreuther Tourismusagentur, Frank Nicklas, erläutert, wieso sich seine Stadt gerade hier präsentiert:

"Das ist der Vorteil gegenüber einer normalen Messe, wo die Standgebühren sehr hoch sind: wir haben die Möglichkeit uns hier zu präsentieren und haben keine Standgebühren zu tragen. Umgekehrt die Prager Kollegen in Bayreuth auch nicht."

Frank Nicklas lernte Vaclav Novotny vom Prager Tourismusbüro vor zwei Jahren auf der Ferienmesse "Holiday-World" kennen. Seitdem ist das Bayreuther Team schon zum zweiten Mal in Prag, um sich zu präsentieren. Während des Wagnerfestspiels kamen im Gegenzug die Prager nach Bayreuth - auch das laut Frank Nicklas ein großer Erfolg. Aber das ist längst nicht alles in Sachen Zusammenarbeit:

"Wir haben eine lose Zusammenarbeit mit anderen tschechischen Orten, da legen wir gegenseitig Informationsbroschüren aus, also die Bayreuther Broschüren sind da in Tschechien erhältlich und umgekehrt auch in Bayreuth die Broschüren von Marienbad oder Franzensbad."

Angesichts diesen Engagements bleibt die Frage: was bringt das überhaupt? Auf Messeauftritte verzichten könne man dadurch nämlich trotzdem nicht. Und ob so mehr tschechische Touristen nach Bayreuth kommen, kann auch niemand einschätzen. Aber nach dem Interview erzählt Frank Nicklas, dass zumindest die Presse aufmerksam wird.