Ausstellungen zum 600. Todestag von Jan Hus in Prag und Tábor eröffnet

Foto: Anton Kajmakow

Der um 1369 in Böhmen geborene Jan Hus, auch Johannes Huss genannt, war ein christlicher Theologe, Prediger und Reformator. Weil er seine Lehre auch auf dem Konzil von Konstanz nicht widerrufen wollte, wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das war am 6. Juli 1415, also vor fast genau 600 Jahren. Aus Anlass dieses bevorstehenden Jubiläums haben das Nationalmuseum in Prag und das Hussitenmuseum in Tábor jüngst zwei Sonderausstellungen über Leben und Werk des böhmischen Magisters eröffnet, der bis heute als wichtigster Vorläufer des Kirchenreformators Martin Luther gilt.

Jan Hus - die Ausstellung im Nationalmuseum  (Foto: Anton Kajmakow)
Die Ausstellung „Hus-Unikate aus den Sammlungen des Nationalmuseums (1415-2015)“ wurde am vergangenen Freitag eröffnet. Zuvor ließ der Generaldirektor des Nationalmuseums, Michal Lukeš, zwar wissen, dass er kein Freund von Ausstellungen nur wegen eines runden Jahrestages sei, doch im gleichen Atemzug fügte er an:

„Selbstverständlich machen wir aus Anlass des 600. Jahrestages der Verbrennung von Magister Jan Hus eine Ausnahme, denn das Ereignis wie auch die Person von Jan Hus waren so außergewöhnlich, dass man dies nicht übergehen kann.“

Damit verweist Lukeš auf die große Bedeutung von Jan Hus für die damalige Zeit. Kulturminister Daniel Hermann wiederum würdigte den Prediger des Mittelalters, weil er sein Leben auch wegen seiner Überzeugung von der Gleichheit der Menschen geopfert habe. Markantester Ausdruck von Hus´ Überzeugungen ist das Werk „Anthithesis Christi et Antichristi alias Widerspruch zwischen Christus und dem Antichrist“, in der Öffentlichkeit besser bekannt als Hussitenbibel oder der Jenaer Kodex. Es sind 120 zusammengebundene Blätter, neun davon aus Pergament, und 122 Illustrationen, verfasst in tschechischer und lateinischer Sprache. Dazu erklärt der Kurator der Ausstellung, Martin Musílek:

Jenaer Kodex  (Foto: Anton Kajmakow)
„Das ist eine Handschrift, die zur Wende des 15. zum 16. Jahrhundert entstand. Der Jenaer Kodex ist aber weniger wegen seines Inhalts berühmt, sondern vielmehr wegen seiner herrlichen Illustrationen aus der Hand des Illustrators Janíček Zmilelý aus Písek.“

Weil die alte Handschrift jedoch vor zu hoher Luftfeuchtigkeit bewahrt werden muss, war sie während der Ausstellung nur bis zum Montag zu sehen. Die übrigen Exponate können die Besucher noch bis zum 12. Juli bestaunen.

Hus-Ausstellung in Tábor  (Foto: ČTK)
Wesentlich länger dauert die Hus-Ausstellung, die seit Samstag im Alten Rathaus von Tábor zu sehen ist. Und sie ist auch weitaus umfangreicher als die Prager Exposition, bemerkt der Direktor des Hussitenmuseums in Tábor, Jakub Smrčka:

„Die Hus-Ausstellung gehört in der Geschichte unseres Museums zu den größten Expositionen überhaupt, möglicherweise ist es sogar die größte. Wir zeigen nahezu 100 Exponate, davon sind 25 Leihgaben. Es ist eine Ausstellung, die den Besuchern in breiter Form das Phänomen Jan Hus vorstellt, einschließlich der sich verändernden Auffassungen über ihn vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert.“

Die Ausstellung in Tábor dauert bis zum 31. Oktober. Interessenten, die beide Expositionen besuchen wollen, kommen zudem in den Genuss einer Vergünstigung, erklärt der Generaldirektor des Nationalmuseums, Michal Lukeš:

Hus-Ausstellung in Tábor  (Foto: ČTK)
„Beide Ausstellungen sind miteinander verknüpft, das heißt: Wer unsere Exposition besucht, erhält nach Vorlage dieser Eintrittskarte einen deutlichen Rabatt beim Besuch der Ausstellung in Tábor.“

Das gilt selbstredend auch für den doppelten Besuch in umgekehrter Richtung. Allerdings haben die Besucher, die in Tábor beginnen, nur bis zum 12. Juli Zeit, um den Preisnachlass einzulösen. Doch auch so ist der Eintritt sehr moderat: In Tábor zahlt ein Erwachsener 100 Kronen (3,60 Euro), der ermäßigte Eintritt kostet 60 Kronen (2,20 Euro).