Aus drei Gemälden wird ein Puppentheater

"Der Heuwagen" ist eigentlich ein Gemälde von Hieronymus Bosch. Doch auch das neue Stück des Puppentheaters Tineola, das Michaela Bartonova auf die Beine gestellt hat, trägt diesen Titel. Bevor am 22. September Vorpremiere und am 23. Premiere ist, hat die Truppe über ihr Werk gesprochen. Ein Bericht von Bettina Schlener.

Wer bei Puppentheater immer noch an Kaspar und Gretel denkt, liegt falsch. Denn dass diese Form der Darstellung durchaus Niveau hat, beweist "Der Heuwagen". Schon die Idee, die dahinter steckt, ist kurios: Es gibt keine Textvorlage. Das Ganze basiert lediglich auf drei Bildern von Hieronymus Bosch: "Der Heuwagen", "Die Versuchung des Hl Antonius" und "Der Garten der Lüste". Auf das sprachliche Element wurde verzichtet, an dessen Stelle tritt die von Miroslav Pudlak komponierte Musik. Somit wird alles allein durch Musik und Bewegung zum Ausdruck gebracht. Die Handlung - sie begleitet einen jungen Mann zu sich selbst - hat sich Michaela Bartanova ausgedacht, die Puppen wurden von Antonin Müller entworfen und geschnitzt. Sie sind etwas ganz Besonderes, bringen aber auch Probleme mit sich. Regisseur Lambert Blum fasst zusammen: Lambert sieht sich eher als Diener der Figuren, denn sie seinen die eigentlichen Subjekte der Inszenierung. Sie sind eine Kombination von Marionetten und Trickfilmpuppen und daher wenig beweglich. Das Statische hat aber auch einen enormen Vorteil: Die Figuren können in der jeweiligen Situation verharren und so noch näher an den bewegungslosen Zustand eines Gemäldes anspielen. Somit scheint das Bildhafte immer durch.

Blum sieht zudem noch eine weitere Chance dieser Figuren: Sie seien ein produktives Hindernis, das dazu auffordere, eine neue Dimension des Puppenspiels zu kreieren.

Ralf Lücke beschreibt die Funktionsweise einer Holzfigur, in dessen Leib sich eine riesige Öffnung befindet und dessen Kopf sich aufklappen lässt. Der Puppenspieler erzählt: Dabei müsse man für jede Figur einen Rhythmus finden, der der Situation entspricht.

Übrigens werden die Spieler auch auf der Bühne zu sehen sein. Blum spricht in diesem Zusammenhang von einer Art Verfremdungseffekt, weil der Zuschauer gleichzeitig zwei Ebenen der Darstellung sieht: Die Puppen, die die Handlung darstellen, sowie auch die Spieler, die die Figuren zum Leben erwecken. Dabei kann die Entstehung von Fiktion genau nachvollzogen werden. Zu sehen ist das Ganze auf einer sechs mal sechs Meter großen Bühne, die im Verlauf des Stückes verändert wird.

Vorpremiere ist - wie bereits einleitend erwähnt - am 22. September, Premiere am 23. September jeweils um 19.30 Uhr im Dejvicke Theater in Prag. Und noch etwas: Es gibt ein Happy End.

Autor: Bettina Schlener
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