Aus der Reformation hervorgegangen: Böhmische Brüderkirche begeht 90. Jubiläum

St.Salvator Kirche in Prag

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder ist zurzeit die zweitgrößte Kirche in Tschechien. Ihre Wurzeln liegen in der Böhmischen Reformation: in der Utraquisten-Kirche und der Brüderunität. Eine vereinigte evangelische Kirche der Böhmischen Brüder gibt es jedoch erst seit 1918. Am kommenden Wochenende werden die Kirchenmitglieder das 90. Jubiläum begehen. Martina Schneibergová sprach mit Synodalsenior Joel Ruml:

Joel Ruml  (Foto: Autorin)
Was verbirgt sich hinter diesem 90. Jubiläum, wie entstand die Kirche?

„Seit 1781 gab es hier die beiden reformierten Kirchen, das heißt die evangelisch-lutherische Kirche und die helvetische reformierte Kirche, als separate Kirchen. Dies hatte verschiedene politische und andere Gründe. Aber in den Seelen der tschechischen Gläubigen lebte immer der Wunsch, auch die tschechische Reformation in der Bezeichnung der Kirche zu nennen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde diese Idee in die Tat umgesetzt und es entstand diese Kirche als vereinigte Kirche, die alle Reformationstraditionen umfasst: die lutherische Konfession, die helvetische Konfessionen sowie die beiden böhmischen Konfessionen.“

Wie viele Mitglieder hat heutzutage ihre Kirche und wie überlebte sie den Kommunismus?

„Die Kirche hat etwa 120.000 Mitglieder, die in etwa 260 lokalen Kirchengemeinden leben. Die Existenz der Kirche war während der kommunistischen Zeit ähnlich wie bei den anderen Kirchen während des Kommunismus nicht nur in der Tschechoslowakei, sondern auch im ganzen damaligen Ostblock. Manchmal war es wirklich sehr schwierig. Wir haben gewusst, dass es außen die Bedrohung durch die kommunistische Ideologie gibt, aber innerhalb der Kirche konnten wir frei sein und wir lebten in sehr guten gegenseitigen Beziehungen.“

Die Kirche der Böhmischen Brüder hat zur Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen bedeutend beigetragen. Sie gab nach der Wende auch ein wichtiges Buch zu diesem Thema heraus. Kommen Sie manchmal noch auf diesen Text zurück?

„Das Dokument half der Erweiterung der Beziehungen zwischen unseren Kirchen. Ich bin sehr dankbar für diesen Prozess, der vor 13-14 Jahren begann. Heutzutage können wir nur noch fortsetzen. Die Beziehungen zu den deutschen evangelischen Kirchen sind wirklich sehr gut.“

Was bereiten Sie zu dem bevorstehenden Jubiläum vor, zu dem unter anderem einige Bücher einschließlich einer Sonderausgabe der Bibel erscheinen?

„Wir bereiten verschiedene Programme vor. An der evangelischen theologischen Fakultät der Karlsuniversität wird am Freitag eine internationale Konferenz veranstaltet. Am Freitagabend gibt es ein Konzert zum Geburtstag der Kirche, und am Samstag treffen wir in der Salvatorkirche in der Prager Alstadt zusammen. Wir erwarten etwa 60 Gäste aus 20 Kirchen aus dem Ausland. Darunter sind Gläubige aus ganz Europa sowie aus den USA. Aus Deutschland werden meiner Meinung nach 20 bis 30 Vertreter verschiedener evangelischen Kirchen nach Prag kommen.“